Jahrmarktsballaden | INHALT | Formprobleme der Volksballaden |
Die Ballade des 19. Jahrhunderts und der Jahrhundertwende, die letzte Gruppe der Balladen, hat bereits die kapitalistische Entwicklung zum Thema. Es ist die Zeit der Begegnung des Dorfes mit der Maschine, und in diesen Balladen erscheint die Maschine noch als die unheilvolle fremde Macht, als Ursache von Tragödien und nicht als Helferin bei der Arbeit. Es gibt eine Ballade, in der das Schicksal und das Unglück des Bauernmädchens in der Fabrik und ebenfalls die Furcht vor der Maschine geschildert wird:
Die erste Maschine, die in den ungarischen Dörfern erschien und sich in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts schnell verbreitete, war die Dreschmaschine mit Dampfantrieb. Natürlich verursachten die ungewohnten, sich rasch bewegenden Maschinenteile häufig Unfälle. Opfer waren in erster Linie die Mädchen, die die Garben in die Trommel einlegten. Balladen über dieses Thema verbreiteten sich in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts im ganzen ungarischen Sprachraum, und sie haben noch die balladenhafte Darstellungsweise beibehalten.
Aus den Balladen der kapitalistischen Entwicklungszeit klingt die Öde und Hoffnungslosigkeit des bäuerlichen Schicksals heraus. Die Gesänge der Auswanderer erinnern an die Flüchtlingsballaden; in einer Ballade tötet der Exmittierte den Besitzer, der sein Heim gerichtlich versteigern läßt, und selbst die der Ballade angefügten religiös-andächtigen Strophen sind nicht imstande, die öde und grausame Stimmung zu mildern. Wenn die Formen dieser Balladen auch nicht immer künstlerisch ausgereift sind, führen sie uns doch gespenstisch das Schicksal der ausgebeuteten und gequälten Armbauernschicht vor.
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