(Gutenberg-Jahrbuch (Mainz) 1961. 43–48.)
Die erste umfassende Publikation der Inkunabeleinblattdrucke, die „Einblattdrucke des XV. Jahrhunderts”, wurde im Jahre 1914 veröffentlicht und enthält 1632 Titel. Seitdem sind nur höchstens einige Hunderte von weiteren Einblattdrucken des XV. Jahrhunderts registriert worden. Man muß aber zugeben, daß gerade auf diesem engen Gebiete die Möglichkeit besteht, die enorm vollständige bibliographische Sammlung des GW überhaupt noch zu ergänzen. So machen heute die Einblattdrucke rund fünf Prozent der bekannten Wiegendrucke aus. Zur Zeit ihrer Herstellung war ihre Zahl gewiß viel größer. Man muß aber in Betracht ziehen, daß die Mehrzahl dieser Drucke im Gegenteil zu den meisten Büchern nur für einen zeitweiligen Gebrauch bestimmt war. (Wandkalender, Anzeige usw.) Außerdem wird ein einzelnes Blatt Papier viel eher beschädigt oder vernichtet als ein stattlicher Foliant mit starken Holzdeckeln. Die zeitgenössischen Einbände und die Faszikel der Archive haben für uns – so wie für die Archäologen die Erdschichten – die meisten Einblattdrucke des XV. Jahrhunderts aufbewahrt, die auch oft vom kulturhistorischen Gesichtspunkt aus sehr interessant sind.
Für die Forscher der Wiegendrucke sind die Bücheranzeigen aus dieser Kategorie äußerst beachtenswert.[i] Diese frühen und seltenen Dokumente des Buchhandels bieten uns wertvolle Angaben über die Einzelheiten der damaligen Kolportage.[ii] Während meines letzten Wiener Aufenthaltes konnte ich in der Österreichischen Nationalbibliothek eine unbekannte Buchführeranzeige auffinden.[iii] Der Einblattdruck – von einer Papiergröße 39×30 cm – wurde um 1946 vom Hinterdeckel der Inkunabel 24. B. 13 (Calderinus, Johannes: Repertorium utriusque iuris. [Basel: Michael Wenssler] 12. XII. 1474. – GW 5904) ausgelöst. Das Plakat wurde in zwei Spalten mit Antiqua gedruckt, aber es verrät nichts über seine Herkunft (Drucker, Druckort und Zeitpunkt). Die Untersuchung der Typen läßt eindeutig feststellen, daß die Anzeige mit dem Venediger Typenapparat von Johannes de Colonia & Johannes Manthen hergestellt wurde. Die Antiqua wurde durch Haebler in seinem Typenrepertorium mit Nr. 8 versehen – im BMC. V. 224 = 110 RB –, die um 1476 gebraucht wurde.
Diese Datierung wird mit den folgenden Angaben über die Provenienz der Inkunabel bekräftigt, die von Herrn Dr. Franz Unterkircher, Direktor der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek liebenswürdigerweise mir zur Verfügung gestellt wurde. „Das dem abgelösten Papierblatt des Hinterdeckels entsprechende, auf der Innenseite des Vorderdeckels aufgeklebte Papierblatt trägt die Besitzeintragung des Dorotheerklosters in Wien und die handgeschriebene Notiz, daß das gedruckte Buch im Jahre 1476 nach einem handschriftlichen Exemplar desselben Werkes korrigiert wurde. Also war wohl das vom Hinterdeckel abgelöste Blatt schon 1476 dort aufgeklebt.”
Die typographische Ausstattung des Einblattdruckes ist ziemlich nachlässig: die Buchstaben »tanzen« über die Zeilenbasis, der Anfang der Zeilen ist ungleichmäßig, vor allem in der unteren Hälfte der zweiten Spalte. Aber eine solche Oberflächlichkeit ist bei den Drucken nicht selten, die für praktische Zwecke und für kurze Lebensdauer hergestellt wurden.
Bei der Untersuchung des Textes können wir folgendes feststellen:
Die Anfangsformel (Sp. I. Z. 1–2.) ist fast völlig identisch mit jener, die von Johannes Herbort ebenfalls in Venedig, aber um einige Jahre später (um 1481) in seiner Bücheranzeige[iv] gebraucht wurde. Die Aufforderungsformel zum Kauf (I. 3–6.) verwendet dieselben stereotypen Worte wie die anderen Anzeigen des XV. Jahrhunderts. Aber unser Druck hat eine Eigentümlichkeit: mit dem Ausdruck „libros subscriptos, in diversis Italiae partibus impressos” deutet er ganz klar darauf hin, daß er zum Brauch eines Sortimenters hergestellt wurde.
Die Bestimmung der einzelnen Titel der Anzeige bleibt manchmal unsicher. Zur Identifizierung wurden wegen des obigen Ausdruckes nur die in Italien hergestellten Inkunabeln berücksichtigt. Das Plakat wurde in Venedig gedruckt, darum wurden die dortigen Wiegendrucke – auch hier in erster Reihe die Produkte der Druckerei von Colonia & Manthen – bevorzugt. Als zweites Kriterium muß das Druckjahr gelten, wir werden daher denjenigen Drucken den Vorzug geben müssen, die um 1476, und von diesem Jahre an rückwärts gerechnet, entstanden sind.
Nach diesen Grundsätzen erhalten wir folgende Liste.
1.
(I. 7–11.) Plinius Secundus, Gaius: Historia naturalis.
Venedig: Jenson, 1472. H 13 089
Venedig: J. de Spira, 1469. H 13 087
Parma: Corallus, 1476. H 13 091
Roma: Sweynheym & Pannartz, 1473. H 13 090 Roma: Sweynheym &
Pannartz, 1470. H 13 088.
Bei der Identifikation bedeutet der folgende Ausdruck der Anzeige ein
Extraproblem: „una cum titulis et rubricis quibus priores Romae necnon
Venetiis impressi carebant”. Die Abgrenzung von den früheren Venediger und römischen
Editionen paßt auf die Ausgabe von Parma sowohl geographisch als auch zeitlich
sehr gut. Aber die letzte ist dagegen – laut BMC. VII. 939 – ein
seitengetreuer Nachdruck der Ausgabe von Jenson und es sind auch hier keine, von
der Anzeige betonte Titel und Rubriken vorhanden.
2. (I.
12–23.) Die einzelnen Ausgaben von Aristoteles mit den Kommentaren von
Averroes. Die sieben Werke, die in der Anzeige in einem Absatz aufgezählt
wurden, sind nahezu mit Sicherheit identifizierbar mit den Ausgaben, die in der
Druckerei von Canzonius in Padua in den Jahren 1472–74 gedruckt wurden.
a) Physica. GW 2443
b) De caelo & mundo. GW 2357
c) De anima. GW 2349
d) De generatione & corruptione. GW 2388
e) Meteorologica. GW 2423
f) Parva naturalia. (De memoria & reminiscentia, De somno & vigilia, De
longitudine & brevitate vitae) – Averroes: De substantia orbis. GW 2427
g) Metaphysica. GW 2419
Unsere Annahme, daß die sieben Werke – mit einem Gesamtumfang von 762 Blättern
– auch gemeinsam abgesetzt wurden, wird durch ihre heutige gemeinsame
Aufbewahrung bestätigt. Von den 106 Exemplaren, die im GW und IGI (Nr.
800–839) registriert sind, befinden sich heute 95 Exemplare in den 18
Bibliotheken, wo wenigstens drei von den oben erwähnten sieben Ausgaben
vorhanden sind.
3.
(I. 24–26.) Ferrarius, Johannes Petrus de: Practica nova judicialis.
Venedig: V. de Spira
& J. de Colonia, vor Aug. 1473. H 6986
4.
(I. 27.) Cicero, Marcus Tullius: Epistolae ad familiares.
Von den 21 Editionen aus Italien, die hier in Frage
kommen könnten, führen wir nur die sieben Venediger aus den Jahren 1471–76
auf.
Blavis, 1476. GW 6819
Petri, 1475. GW 6816
Jenson, 1475. GW 6815
Ammergau, 1471. GW 6808
V. de Spira, 1471. GW 6807
Jenson, 147l. GW 6806
V. de Spira, 1470. GW 6803
5.
(I. 28–29.) Poggius, Johannes Franciscus, Florentinus: Facetiae.
Venedig: Valdarffer, um 1470–71. H 13 174
Rom: Han, vor 1476. Pr 3368
Rom: Gensberg, um 1473–74. H
13 176
Ferrara: Belfortis, 1471. H 13 187
Rom: Lauer, drei Ausgaben aus den Jahren 1470–72. H
13 179, C 4785, R 1919
6.
(I. 30–32.) Cicero, Marcus Tullius: Orationes.
Venedig: Ammergau, 1472. GW 6766 Venedig: Valdarffer,
1471. GW 6765
Rom: Sweynheym & Pannartz, 1471. GW 6761
7.
(I. 33–39.) [Nicolaus de Ausmo:] Supplementum Summae [Pisanellae].
Venedig: Renner & Frankfordia, 1474, bzw. 1476. Drei
Ausgaben: H 2153, H 2153 a, H 2155
Venedig: Cremonensis, 1473. H 2151
Venedig: V. de Spira, vor Aug. 1473. H 2150
Genua: Moravus & Monacho, 1473. H 2152
8.
(I. 40–47.) Jacobus de Forlovio: Expositio in primum librum Canonis
Avicennae.
Oberitalien: Drucker des Jacobus de Forlovio, um 1475. R
1525
Mailand: Zarotus, um 1472–74. H
7240
9.
(I. 48–51.) Cermisonus, Antonius: Recollectae de urinis.
Oberitalien: Drucker des Jacobus de Forlovio, um 1475. GW
6516
Stillwell – unter J 45 – erwähnte schon den Zusammenhang der zwei
obengenannten Werke.
10.
(I. 52.) Cicero, Marcus Tullius: De finibus bonorum et malorum.
Venedig: V. de Spira für J. de Colonia, 1471. GW 6885
11.
(II. l.) Mediavilla, Richardus de: Commentum super quarto Sententiarum.
Venedig: Arnoldus, um 1476. Zwei Ausgaben: H 10 984,
H 10 985
12.
(II. 2–12.) Leonardus de Utino: Sermones quadragesimales de legibus
dicta.
Venedig: Renner &
Frankfordia. 1473. H 16 117
13.
(II. 13–14.) Philelphus, Franciscus: Epistolae.
Venedig: V. de Spira, um 1472–73. H
12 926
14.
(II. 15–16.) Ovidius Naso, Publius: Metamorphoes.
Venedig: F. de Comitibus, um 1472. H 12 153
Ferrara: Carnerius, 1476. H 12 158
Milan: Lavagnia, 1475. H 12 157
Rom: Han, nach 1470. H 12 152
15a. (II. 17–19.) Ein Werk von Aristoteles, das mit keinem GW-Titel eindeutig identifizierbar ist. Durch den Umstand, daß beide Werke in demselben Absatz aufgeführt sind, ist anzunehmen, daß auch ihre Druckereien eventuell identisch sind.
15b.
(II. 20–21.) Johannes de Janduno: Quaestiones super libros de anima
Aristotelis.
Venedig: Renner & Frankfordia, 1473. H
7458
16.
(II. 22–23.) Thomas de Aquino: Quaestiones disputatae de anima
Venedig: Renner, 1472. H
1522
17.
(II. 24.) Servius Maurus, Honoratus: Commentarii in Vergilii opera.
Venedig: Valdarffer, 1471. Zwei Ausgaben: H 14 706,
H 14 705
Rom: Han, um 1475. H 14 704
Milan: Drucker von Servius, 1475. H 14 708
Florenz: Cenninus, 1471–72. H 14 707
18.
(II. 25–30.) Platea, Franciscus de: Opus restitutionum, usurarum,
excommunicationum.
Venedig: Colonia & Manthen,
1474. H 13 038
Venedig: Cremonensis, 1472. H 13 035
Padua: Achates, vor VII. 1473. H 13 036
Italien: Drucker von Platea, nicht nach 1472. H 13 034
19.
(II. 31–32.) Duns Scotus, Johannes: Quaestiones selectae, abbreviatae
et ordinatae per Johannem de Colonia.
Venedig: V. de Spira, um 1476. GW
9092
oder: Quaestiones quodlibetales
20.
Padua: Stendal, 1474. GW 9067
(II. 33–35.) Antoninus Florentinus: De censuris.
Venedig: Colonia & Manthen, 1474. GW 2070
Mantua: Butzbach, um 1475. GW
2068
21.
(II. 36–37.) Guarinus Veronensis: Regulae grammaticales.
Venedig: Colonia & Manthen, ?, H 8109
Venedig: Petri, 1474, H 8110
Venedig: Conti, 1470. H 8108
Ferrara: Belfortis, 1475. H 8111
Modena: Vurster, um 1475. R 1747
Rom: Han, um 1474. R 544
Padua: Valdezocchio, 1474. IGI 4529
Mantua: Vurster, um 1472. H 8106
Italien: Drucker v. Platea, De restitutionibus, 1472. R 202
Mailand: Zarotus, um 1471. GW-Handschr.
22. (II.
38–41.) Duns Scotus, Johannes:
Quaestiones in primum librum sententiarum. Hrsg. von
Antonio Trombetta.
Venedig: Dr. d. Duns Scotus, 1472. GW
9080
23.
(II: 42–43.) Plinius Secundus, Gaius Caecilius: Epistolae.
Venedig: Valdarffer, 1471. H 13 110
Neapel: Moravus, 1476. H 13 111
Rom: Schurener, um 1475. H
13 108
24.
(II. 44.) Strabo: Geographia, libri XVI.
Venedig: V. de Spira, 1472. H
15 087
Rom: Sweynheym & Pannartz, 1473. H 15 088; um
1469, H 15 086
25a.
(II. 45.) Boccaccio, Giovanni: Geneologiae deorum.
Venedig: V. de Spira, 1472. GW
4475
25b.
(II. 45–47.) Boccaccio,
Giovanni: De montibus, silvis, fontibus, etc.
Venedig: V. de Spira, 1473. GW
4482
26.
(II. 47–49.) Cicero, Marcus Tullius: De natura deorum, De divinatione,
De fato, De legibus, Academicorum lib. II. (ad Hortensium), (Laetus): De re
militari.
Venedig: V. de Spira, 1471. GW 6902
27.
(II. 50–52.) Aristoteles: Problemata. In der Übersetzung von Theodorus
Gaza.
Rom: Reinhard, 1475. GW 2453
Mantua: Vurster & Baumeister, um 1473. GW 2452
28. (Die
handschriftliche Ergänzung bei Nr. 19.) Duns Scotus, Johannes: Quaestiones in libr. III.
Sententiarum.
Vicenza: Renensis,1473. GW 9 082
29. (Die handschriftliche Ergänzung unten.) Aristoteles: Problemata. Identisch mit Nr. 27. ?
Die Nachforschung nach den Druckern der in Frage kommenden Ausgaben ergibt, daß die Venediger Typographen von deutscher Herkunft am häufigsten vorkommen. Zwei Drittel der angeführten Bücher mögen aus der Werkstatt von V. de Spira, Valdarffer, Renner, Frankfordia, Colonia und Manthen stammen. Diese Druckereien, bzw. ihre Inhaber standen miteinander in einer regen Verbindung und traten oft miteinander in Partnerschaft: so Renner mit Frankfordia, Colonia mit V. de Spira, bzw. mit Manthen.[v]
Unsere Bücheranzeige warb also für ein Handelsunternehmen, das mit den deutschen Druckern in Venedig eng verbunden war. Colonia konnte dabei eine führende Rolle spielen: in seiner Werkstatt wurde der Einblattdruck hergestellt, seinem Namen begegnen wir am häufigsten, und wir wissen nicht zuletzt, daß er in erster Linie ein kapitalkräftiger Buchhändler war.[vi]
Am 1. 6. 1480 verband sich Colonia mit Jenson zu einer Genossenschaft für Buchhandel, betitelt: „Johannes de Colonia, Nicolaus Jenson sociique”.[vii] Ein Zeugnis davon ist die umfängliche Bücherverkaufsliste, die mit jener großen Auszeichnungsschrift gedruckt wurde, die sich bei V. de Spira, bei Jenson und bei Colonia gemeinsam findet.[viii] Das Plakat hat dieselbe Anfangsformel, wie unser Einblattdruck, wie wir es schon oben erwähnt haben. Dieser Umstand läßt sich auf Grund der Rolle von Colonia leicht erklären.
Ob das Handelsunternehmen, das unsere Anzeige benutzte, mit der „prima societas Nicolaus Jenson et socii intitulata”[ix] identisch war, kann gegenwärtig kaum festgestellt werden. Argumente sind pro und contra genug vorhanden. So passen die Zeitpunkte gut zueinander: die erste Jensonsche Buchhandelagenossenschaft war von 1475 bis 1480 tätig. Dann kennen wir Frau Paula, die Witwe von Johannes de Spira, als Mitglied dieses Konsortiums. Sie hat sich im Jahre 1474 gerade mit Colonia verheiratet.[x]
So könnte es fast selbstverständlich sein, wenn ihr Ehemann auch einen tätigen Anteil an diesem Geschäft gehabt hätte. Dagegen wäre es schwer zu erklären, warum von den vermutlich großen Lagerbeständen von Jenson in unserer Anzeige praktisch gar nichts annonciert wurde. Weiterhin würde die scharfe Konkurrenz zwischen Jenson und Colonia bei dem Verlag der juristischen Werke eben in diesen Jahren fast unbegreifbar sein.[xi]
Das Exemplar dieser Anzeige, das in Wien aufbewahrt ist, wurde tatsächlich zu Reklamezwecken verwendet. Dieser Umstand wird durch die vier handgeschriebenen Zeilen bestätigt, die sich unter dem Satzspiegel befinden: „Et alios plures inveniant libros cartae praesenti non insertos. In littera multo elegantiori quam praesens applicatio indicit. Veniant ad aedes Sigismundi Ohorn(?) prope auream rosam ubi consimiliter videbit cartam valuis applicatam. „ Aus diesen Sätzen können wir herauslesen, daß ein fahrender Buchführer den Einblattdruck gebraucht hatte. Er wanderte mit den Büchern von Stadt zu Stadt und kehrte bei dem genannten Sigismund ein. Es kann auch möglich sein, daß er schon weiterfuhr und die bei Sigismund hinterlassenen Bücher an einer anderen Stelle (bei dem Dorotheerkloster?) derselben Stadt (Wien?) annoncieren ließ. Interessant ist weiterhin der Ausdruck „chartam valuis applicatam”, der den schon aus anderen Quellen bekannten Umstand bestätigt, daß die Anzeigen in dieser Zeit meistens auf Türflügeln angebracht wurden.
Ob der Einblattdruck tatsächlich in Wien benützt wurde, kann man nicht beweisen. Diese Möglichkeit darf aber nicht außer Acht gelassen werden, wenn man in Betracht zieht, daß die Venediger deutschen Buchhändler ausgedehnte Verbindungen auch zum Norden gehabt haben.[xii]
Die Beschreibung dieses wichtigen und interessanten Dokuments des früheren Venediger Buchhandels ist nach den Regeln des GW die folgende:
Bücheranzeige (Buchführeranzeige).
[Venedig: Johann von Köln und Johann Manthen, um 1476]
1 Bl. einseitig bedruckt. 285×174
mm 52 Z., 2 Sp. Type: 8: 110 R
(Vgl. Abb.)
Wien NB (Ink. 23. A. 16).
Nyomtatott velencei könyvkereskedõi hirdetés 1476 tájáról
Az osztrák nemzeti könyvtár egyik kötetének táblájából áztatták ki azt az egyleveles, nyomtatott könyvkereskedõi jegyzéket, amely két hasábban 27 könyvet hirdet eladásra. Ehhez alul még két továbbit írtak hozzá. Nagyon kevés ilyen fajta plakát maradt fenn. Ezt a Bécsben õrzöttet 1476 táján Johann von Köln és Johann Manthen vezette velencei mûhelyben állították elõ.
[i] Die erste Bearbeitung stammt von Karl Burger, der im Jahre 1907 unter dem Titel „Buchhändleranzeigen des 15. Jahrhunderts” 31 selbständig erschienene Annoncen publizierte. Diese wurden durch Ernst Voulliéme in dem Artikel „Nachträge zu den Buchhändleranzeigen des XV. Jahrhunderts” (In: Wiegendrucke und Handschriften Festgabe Konrad Haebler zum 60. Geburtstage. Leipzig. 1919. 18–44) mit fünf weiteren ergänzt, sowie mit elf Vorlesungsanzeigen der Universitäten, die früher außer Acht gelassen wurden.
[ii] Für die Seltenheit sei als Beispiel erwähnt, daß die ungarischen Bibliotheken, die über 7000 Wiegendrucke verfügen, nur eine einzige gedruckte Bücheranzeige des XV. Jahrhunderts besitzen. (Kalocsa, Erzb. Bibl.: Günther Zainers Verlagsanzeige über die Pantheologia des Raynerus de Pisis. H. 13016. Augsburg, 1474. Einbl 1558 = Voulliéme 3.)
[iii] In einem früheren Artikel (GJ 1958: 84) habe ich schon erwähnt, daß die Bücheranzeige von Koberger (Einbl 826 = Burger a. a. O. 30) in der Österreichischen Nationalbibliothek – unter der Signatur Ink. 16. C. 32 – aufbewahrt ist.
[v] Ein gutes Beispiel für den Zusammenhang der erwähnten Drucker bietet die – oben unter Nr. 26 besprochene – Cicero-Ausgabe. Bei vielen Exemplaren des von V. de Spira im Jahre 1471 gedruckten Werkes kommt die letzte Lage im Ersatzdruck vor, der in der Type von Colonia & Manthen hergestellt ist. So ist es offenbar, daß Colonia aus dem Lagerrest von V. de Spira in Form von noch nicht zusammengetragenen Bogen etwas übernahm, um diese zu verkaufen. Die Exemplare der letzten Lage dieses Werkes aber wurden bei ihm aus einem für uns heute unbekannten Grund beschädigt oder vernichtet. So ergänzte Colonia das Buch mit dem von ihm selbst neugedruckten Bogen.
[vii] Ludwig, Gustav: Antonello da Messina. Im Jahrbuch der Kgl. Preußischen Kunstsammlungen 23. Berlin 1902. Beiheft, 43–65.