26. Weiteres über Drucker in Italien vor 1601

Gutenberg-Jahrbuch (Mainz) 1978. 156–157.

In den Gutenberg-Jahrbüchern von 1976 und 1977[1] habe ich unter verschiedenen Gesichtspunkten die Tätigkeit der Drucker und Verleger in Italien vor 1601 statistisch ausgewertet. Nun möchte ich dies mit weiteren Untersuchungen und Querschnitten ergänzen.

In den vorangehenden Beiträgen wurde bereits festgestellt, daß 151 Orte in Italien wenigstens einen Drucker oder Verleger vor 1601 beherbergten. Die Zahl dieser Personen macht insgesamt 2894 aus: 862 waren allein im 15.,101 im 15. und 16., bzw. 1931 im 16. Jahrhundert tätig. Die Abgrenzung zwischen diesen zwei Jahrhunderten ist ziemlich klar. Dagegen sind die Personen, die ihre Tätigkeit im 16. Jahrhundert begonnen, aber erst im 17. Jahrhundert beendet haben, besonders problematisch. Bei ihnen konnte man das Schlußjahr ihrer Tätigkeit aus den zur Verfügung stehenden Quellen oft nur ungefähr feststellen.

So beträgt die Zahl der Drucker und Verleger in Italien im Jahre 1600 nicht weniger als 219; jedoch kann man nur bei 154 eine ins 17. Jahrhundert reichende Tätigkeit nachweisen. Nun ist es aber höchst unwahrscheinlich, daß so viele Leute (65, also 29,6 %) ihre Arbeit auf einmal unterbrochen haben. Vielmehr ist dies eher dadurch zu erklären, daß die von mir herangezogenen Quellen meistens nur bis 1601 reichen. So sind auch schon die letzten Jahre des 16. Jahrhunderts nicht mehr eindeutig zu belegen; außerordentlich viele (153 Personen) sind mir bekannt, die nur bis 1598 / 1600 tätig waren. Diese Zahl ist also fast genau identisch mit der Zahl der Leute, die an der Wende der beiden (16. und 17.) Jahrhunderte arbeiteten.

Ein weiteres Problem entstand dadurch, daß man Personen mit gleichen Namen (z. B. Vater und Sohn) in dem nicht durch Belege gesicherten 17. Jahrhundert oft verwechseln konnte. Diese Frage stellt sich deutlich, wenn man die Dauer der Tätigkeit der Drucker und Verleger untersucht. In meiner Zusammenstellung kommen 54 Personen vor, die ihre Arbeit vor 1601 angefangen haben und mindestens 40 Jahre lang ausübten. (Dazu kann man noch die Typographia Vaticana rechnen, die – mit manchen Unterbrechungen – auch noch heute floriert.) Daraus ergibt sich folgende Liste:

61 Jahre:   Bernardino Benali 1483–1543 Venezia   
                 Lorenzo Pasquato 1561–1621 Padova

58 Jahre:   Andrea Muschio 1565–1623 Venezia

57 Jahre:   Vincenzo Busdrago 1549–1605 Lucca

56 Jahre:   Ercolano Bartoli 1543–1598 Reggio nell’Emilia   
                 Bernardino Stagninosen. 1483–1538 Venezia     
                 Battista Torti 1481–1536 Venezia

54 Jahre mit 1; 53: 2; 52: 1; 51: 2; 50: 3; 49: 3; 48: 1; 47: 4; 46: 3; 45: 1; 44: 3; 43: 5; 42: 1; 41: 9; 40: 8 Personen.

Unter diesen 54 Personen sind allein 12, die ihre Tätigkeit schon im 15. Jahrhundert aufgenommen haben. Von den 42 anderen waren es 21, die nur im 16., und ebenfalls 21, die im l6. und im 17. Jahrhundert wirkten. Wenn man diese Zahlen mit der Gesamtzahl der Drucker und Verleger der einzelnen Perioden vergleicht, so kann man folgendes feststellen: Von den insgesamt 2894 Leuten haben 963 (33,3 %) ihre Arbeit schon im 15. und 1931 (66,7 %) im 16. Jahrhundert begonnen. Dasselbe Verhältnis bei den Personen, die länger als 39 Jahre arbeiteten, ist dagegen 22,2 % zu 77,8 %. Noch krasser sind die Ergebnisse, wenn man die schon erwähnten 21 und 21 Leute (also 50 und 50 %) mit den 1777 Personen, die nur im l6. und mit den 154 (also 92,l zu 7,9 %), die im l6. und l7. Jahrhundert arbeiteten, vergleicht.

Hierbei kann man feststellen, daß die Angaben des 17. Jahrhunderts, wie schon erwähnt, teilweise ungenügend bzw. nicht gesichert sind. Abgesehen davon ist doch zu erkennen, daß die einzelnen Perioden der Tätigkeit von Druckern und Verlegern in Italien im Laufe der Zeit an Länge zugenommen haben.

Von den 2894 Druckern und Verlegern, die vor 1601 in Italien tätig waren, sind 302 (10,4%) zu finden, die nicht nur an einem Ort arbeiteten. 186 Personen hatten zwei Domizile: entweder dadurch, daß sie ihren Wohnsitz geändert hatten, oder, daß sie parallel in zwei Städten arbeiteten. 69 kamen dreimal mit neuen Ortschaften in Kontakt und die übrigen 47 viermal oder öfter. Die nähere Untersuchung der letzten, also der mobilsten Gruppe führt zu folgenden Ergebnissen: Viermal: 13 Personen (5 aus dem l5. und 8 aus dem 16. Jahrhundert) – 5: 13 Personen (8 + 7) – 6: 9 Personen (4 + 5) – 7: 5 Personen (2 + 3) – 8: 2 Personen (1 + 1) – 9: 1 (1 + 0) –11: 1 (1 + 0) – 15: 1 (1 + 0). Von den insgesamt 47 stammen also 23 noch aus dem 15., 24 aus dem 16. Jahrhundert. Diese Verteilung von etwa 50–50 % weicht von dem Verhältnis 1 / 3 – 2 / 3 bei der Gesamtzahl der Drucker und Verleger des 15. bzw. 16. Jahrhunderts wesentlich ab. Diese Behauptung wird durch die Wanderlust einiger Drucker und Verleger untermauert, wie folgende Aufschlüsselung zeigt:

15: Heinrich von Köln 1474–1500; 11: Geršom b. Moše Soncino 1488–1530; 9: Dionigi Bertocchi 1481 bis 1502; 8: Giovanni Giacomo de’ Benedetti 1492–1524 und Luca Bini 1527–1561, der als einziger ausschließlich im 16. Jahrhundert tätig war.

Parallel dazu kann man die Zahl der Orte untersuchen, an denen die einzelnen Drucker und Verleger gewirkt haben. Führend sind mit 8 verschiedenen Städten: Gersom b. Mose Soncino 1488–1530 und Luca Bini 1527–1561; mit 6: Heinrich von Köln l474–1500, Dionigi Bertocchi 1481–1502, Simone Bevilacqua 1485–1514, Antonio Mazzocchi 1535–1549, Ugo Ruggeri 1474–1501, Benedetto Dolcibelli 1498–1508 und Giovanni Maria Simonetta 1523–1556. Also stammen sechs aus dem l5. und drei aus dem 16. Jahrhundert, obwohl das Verhältnis zwischen diesen beiden Kategorien, wie oben schon wiederholt festgestellt wurde, gerade umgekehrt ist.

Wenn man noch hinzunimmt, daß Geršom b. Moše Soncino auch außerhalb Italiens druckte, so kann man eindeutig feststellen, daß die Frühdrucker ihre Domizile öfters gewechselt haben als ihre Kollegen in der späteren Periode. Das läßt sich verhältnismäßig leicht erklären: in den ersten Jahrzehnten der neu gegründeten Buchdruckereien hatten sowohl die Drucker als auch die Mäzene viel zu wenig Erfahrung, was die Aussichten auf Gewinn bzw. die Höhe der Unterstützungskosten betraf. Durch Enttäuschungen von beiden Seiten waren zunächst die Druckereien gezwungen, ihren Tätigkeitsbereich öfters zu wechseln als später dann, wo man infolge größerer Erfahrung schon wesentlich besser kalkulieren konnte. So ist es zu verstehen, daß von den 77 Druckorten des 15. Jahrhunderts nicht weniger als 24 (also 31,2%) im 16. keinen Drucker mehr beherbergten. Ein klares Zeichen für die vielen gescheiterten Versuche!

Und nun noch zwei weitere, von den bisher aufgeführten unabhängige, Querschnitte des untersuchten Gebietes. Von den 2894 Druckern und Verlegern in Italien vor 1601 waren es 126 Personen (4,3%), die ausschließlich nur mit nichtlateinischen Lettern hergestellte Druckwerke herausbrachten: 1 armenischer Drucker, 16 kyrillische (alle in Venedig), 21 griechische (in Florenz, in Rom und in Venedig) und 87 hebräische (in 15 Ortschaften). Zum Schluß sei noch ein Kuriosum erwähnt: von den Vornamen der hier behandelten Drucker und Verleger überragt „Johannes” alle anderen. Eine Zusammenstellung sieht folgendermaßen aus: Giovanni 107, Giovanni mit einem weiteren Vornamen 232, Jean (französisch) 7, Johann (deutsch) 33, Johannes (lateinisch) 15, Johannes mit einem weiteren Vornamen 4, John (englisch) 1. Insgesamt 399, also 13,8 % aller Drucker und Verleger hatten diesen (auch sonst verbreiteten) Vornamen.


Továbbiak az 1601 elõtti itáliai nyomdászokról

Az elõzõ cikk folytatásaként további áttekintést lehet kapni az 1601 elõtt a mai Olaszország területén tevékenykedett nyomdászok és hivatásos kiadók felett. A 151 helységben mûködött 2894 személy közül 862 csak a 15., 1931 csak a 16. és 101 mind a két században dolgozott. Közülük leghosszabb ideig a velencei Bernardino Benali (1483–1543) és a páduai Lorenzo Pasquato (1561–1621) 61–61 esztendeig. 302 személy munkássága legalább két városból ismeretes, de akadt olyan is (Heinrich von Köln 1474–1500), aki 15 alkalommal változtatta lakhelyét. Jó ideig tartott, amíg kialakult, hogy melyik városban biztos a nyomdászok megélhetése. Ezért az 1501 elõtti 77 nyomdahely közül nem kevesebb, mint 24-ben nem dolgozott könyvsajtó a 16. században. És végül egy nem fontos, de érdekes adat: 399 könyvet megjelentetõ személy (közel 14 százalék) viselte a kor kimagaslóan leggyakoribb keresztnevét, a Jánost.



[1] Borsa Gedeon: Druckorte in Italien vor 1601. In: Gutenberg Jahrbuch. Mainz 1977. 166 – 169.




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