36. Die Familien Püchler und Stotzingen
und die Ortschaften Wimpassing und Stotzing

Burgenlandische Heimatblätter 1995. 117–124.

Über die Geschichte der im Titel erwähnten zwei Familien und zwei Ortschaften ist man aus der Fachliteratur relativ gut informiert.[1] Dazu kommt noch ein Spezialaspekt: die der Buchgeschichte. Im Franziskanerkloster von Wimpassing war nämlich eine Druckerei in der letzten Dekade des 16. Jahrhunderts in Betrieb. Karl Semmelweis hat diese Offizin zum ersten Mal richtig lokalisiert und berichtete auch über ihre vier Produkte.[2] Doch tauchen immer wieder neue Dokumente im Laufe der Zeit auf, die dieses sich schon auskristallisierte Bild immer weiter verfeinern, bzw. teilweise leicht korrigieren. Im Folgenden wird also einerseits über ein fünftes Produkt der Wimpassinger Druckerei und über die Erkenntnis dreier Bände der dortigen Franziskanerbibliothek berichtet. Um diese zwei neuen Informationen in die bisherigen Kenntnisse richtig einordnen zu können, muss man die Geschichte der im Titel erwähnten zwei Familien und zwei Ortschaften aus dieser Periode kurz zusammenfassen.

Das Herrschaftsgut von Hornstein mit dem Schloss von Seibersdorf (Niederösterreich) wurde vom letzten Mitglied der Familie Fuerst durch Leonhard Püchler (Pichler) von Weiteneck aus Schwaben am 27. März 1561 für 13 200 Gulden in Tübingen gekauft. Dazu gehörte auch die Ortschaft Wimpassing, wo damals 30 Häuser standen.[3] In einem amtlichen Schreiben von 1563 wurde hervorgehoben, daß Püchler „Polizei und Ordnung in der Religion” hatte.[4] Der äußerst fromme Neuinhaber hat sich bemüht, den Protestantismus auf seinem Landbesitz zurückzudrängen. Dazu hat er sich entschlossen, der etwa im geographischen Zentrum seines Gutes gelegenen Ortschaft Wimpassing an der Leitha ein Kloster bauen zu lassen.[5]

Pichler starb 1567, so blieb die Verwirklichung seiner Pläne mit der Klostergründung bei seiner Witwe und Kinder. Sein einziger Sohn, Maximilian, starb 1582 als Unmündiger. Seine zwei Schwestern, Magdalena und Anna Maria, heirateten Ruprecht von Stotzingen, bzw. Christoph Colona von Wels.[6] Nach einem recht komplizierten Erbprozess gelangte die Herrschaft von Hornstein in den Besitz der älteren Tochter Püchlers und ihres Mannes, Ruprecht von Stotzingen.[7] Nun hat der neue Erbherr begonnen, das Kloster – dem Willen seines Schwiegervaters entsprechend – aufbauen zu lassen. Am 7. April 1587 wurde der Grundstein dazu gelegt. Die Gründungsurkunde entstand am 20. November 1590 in Wien, in welcher die Familie Stotzingen zehn Mitgliedern des Observantenzweiges der Franziskaner das gehörige Versehen sichern. Die Einweihung der neuen Kirche von Wimpassing – benannt nach Unserer Lieben Frau – geschah am 8. Juni 1593.[8]

Ruprecht Freiherr von Stotzingen wurde um 1540 – wahrscheinlich im alten Familiensitz Stotzingen (Württemberg) – geboren. Seine juristischen Studien absolvierte er in Bologna und in Freiburg i.Br. In der Zeit zwischen 1562 und 1569 arbeitete er im Reichskammergericht von Speyer. 1569 traf er in Wien ein, wo er bis zu seinem Tod im Vertrauensdienst der Habsburger stand: zum Schluß ab 1592 als Statthalter von Niederösterreich. Er verfügte über ein ausgezeichnetes Talent zur Beschaffung von Vermögen.[9]

Ruprecht von Stotzingen vermählte sich mit Magdalena von Püchler erst nach 1569 in Wien. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne und drei Töchter. Die mittlere Tochter, Magdalena, hatte krumme Beine und wurde auf das klösterliche Leben vorbereitet.[10] Ihr Vater wollte für sie in der Nähe des Schlosses von Seibersdorf ein Nonnenkloster bauen lassen, doch die sumpfige Gegend war dazu nicht geeignet. So wurde ein Hügel an der Ostseite der Leitha dazu ausgewählt, wo in der damals von Stotzingen gegründeten und nach ihm „Stotzing” genannten Ortschaft ein erhalten gebliebener Schlußstein mit der Jahreszahl 1595 wahrscheinlich aus der Bauzeit dieser Kirche stammt.[11] Magdalena starb aber schon 1598 und ihr Vater hörte mit dem Bau der Kirche von Stotzing gleich auf.[12]

Am 24. Mai 1600 starb auch Ruprecht von Stotzingen. Er wurde seinem Testament entsprechend in der Franziskanerkirche von Wimpassing bei seiner kurz vorher verstorbenen Frau beigesetzt.[13] Sein Sohn, Georg Leonhard, setzte den Bau der Kirche von Stotzing fort, die dann am 23. Juni 1610 eingeweiht wurde.

Zurückkehrend auf die Druckerei von Wimpassing und auf ihre Produkte, soll man wissen, daß die Bibliothek der Schotten in Wien – unter der Signatur IV.b.17. – einen früher unbekannten Druck dieser Presse besitzt. Es handelt sich um ein kleines Werk in Quartformat, bestehend aus zwei Bogen mit dem Titelfang: „Warhafftige Bildnuß eines Gesichts so einem österreichischen Freyherr Anno 63. den 17. Junij bey der Haubtstatt Clagenfurt in Kärndten am Himmel erschienen…“.

Unter diesem Text ist am Titelblatt noch zu lesen: „Gedruckt zu Wimpaissing an der Leytta in Ungern im newen Barfusser Closter bey unser lieben Frawen in der Graffschafft Hornstain anno MDXCV.“ Dieser Druck wurde zuerst in der ungarischen Zeitschrift für Buchgeschichte veröffentlicht[14] und auch in der burgenländischen Fachliteratur kann man darüber kurz lesen.[15] Hier wurde erwähnt, daß man in diesem Werk viele neue Informationen u. a. auch über die Gründung des Klosters von Wimpassing finden kann. Dadurch wurde auch die frühere chronologische Lücke bei den Druckwerken der hiesigen Offizin zwischen 1593 und 1599 gewissermaßen gefüllt.

Aus dem oben zitierten Teil des Titels kann man schon erfahren, daß es sich hier um eine Himmelserscheinung handelt. Dieser Text verrät aber nicht, wer es gesehen hat. Es wird aber umschrieben: „Welcher … von Kayser Ferdinand … in Steyer, Kärndten und Crain geschickt worden an stet … Ertzhertzog Carls … die huldigung von obgedachten Landtschafften auffzunemmen.“ Doch aus der Vorrede geht eindeutig hervor, daß es sich um Leonhard Püchler handelt, der am genannten Tag um 7 Uhr in der Früh diese Vision am Himmel erlebte und gleich „in seine Schreibtaffel, fleißig abgezeichnet und hernach abmahlen laßen” hat. Auch das kleine Druckwerk enthält darüber als Beilage einen Holzschnitt von 216×157 mm Größe über das Gesicht, mit dem gekreuzigten Heiland. Püchler legte 1562 ein Gelübde ab: er wird ein Zehntel aller seiner Einkommen zu Ehren Gottes und zur Unterstützung der Armen hingeben. Den Hauptteil des kleinen Druckes bildet die ausführliche Erklärung, wie man diese Vision, die allein Püchler sah, deuten soll. Dabei sind viele Einzelheiten erwähnt, die mit den Familien Püchler und Stotzingen, bzw. mit den Ortschaften Wimpassing und Stotzing zusammenhängen. Besonders diese Teile der Flugschrift von Wimpassing mit der Deutung der Vision von Püchler werden im folgenden unter die Lupe genommen.

Die fünf Wunden von Jesu beziehen sich auf den Franziskanerorden, wofür ein Kloster gebaut werden soll. Die zwei Augen über dem Kreuz deutet an die Fürsorge Gottes für die Witwen und Waisen, die die Unterstützung durch die Vermittlung der Franziskaner enthalten. Die zwei Sterne unter dem rechten Arm von Jesu weisen auf die zwei Ordensregeln hin, die in diesem Kloster entstehen. Die drei Sterne an der gegenüberstehenden Seite symbolisieren die drei Heime, die für die Mitglieder der Gemeinschaft von diesen Regeln gebaut werden. Über dem Kreuz reihen sich 21 Seraphen in einem Halbbogen. Ihre Zahl weist auf die Jahre, die von der Vision bis zur Verwirklichung von Püchlers Gelübde vergehen. Die Dornen im Mund der Seraphen aus der Krone von Jesu beziehen sich auf die zwei erwähnten Ordensregeln.

Die Tatsache, daß Püchler diese Himmelserscheinung unterwegs erfuhr, deutet auf seinen Tod hin, der ihn tatsächlich auch unterwegs in Graz am 17. Dezember 1565 ereilt hat.[16] Die neun Ziffern, die man an der Holzschnittbeilage der Wimpassinger Flugschrift von unten nach oben abgebildet in der Mitte des Bildes sehen kann, beziehen sich auf die neun Jahre, die bis zur Verwirklichung von Püchlers Gelübde vergingen. Die erste Zifferngruppe von 1 bis 3 ist mit der Bauzeit des Klosters von Wimpassing identisch. Die Grundsteinlegung geschah am Vorabend von Pfingsten 1587, also am 16. Mai.[17] lm ersten Jahr wurde das Kloster, im zweiten die Kirche und im dritten die Mauer rings um das Kloster und die Kirche gebaut.[18] Die Ziffer 4 deutet auf den Zeitpunkt des Einzuges der Franziskaner am 25. November 1590 in das Kloster von Wimpassing hin.[19]

Im fünften Jahr war die Konstituierung der Gemeinschaft von Schwestern, benannt nach der Dornenkrone des Heilandes, im Kloster von Wimpassing, die dann von Papst Sixtus V. bekräftigt wurde.[20] Im nächsten, also im sechsten Jahr hat diese Nonnengemeinschaft eine zweite, strengere Regel erhalten. Die Ziffern 7 bis 9 beziehen sich auf die Jahre, in welchem der Bau von je einem Ordenshaus für diese Gemeinschaft angefangen wurde. Zuerst wurde der Grundstein eines solchen Hauses in Stotzing im Leitha-Gebirge in einer Entfernung von einer Meile (etwa zehn Kilometer östlich) von Wimpassing am 24. September gelegt.[21] Dazu gehörte eine Rundkirche zur Ehre der Dornenkrone Christi. Die Patrone der Kirche waren die beiden Johannes: der Täufer und der Evangelist. Am 25. November 1594 war die Grundsteinlegung des zweiten Ordenshauses der genannten Gemeinschaft mit der Kirche – benannt nach den Aposteln Jakob dem Älteren und dem Jüngeren „zu Blawhoffen (Blonhofen) in der Herrschaft Altenperg (Altersberg) gelegen an dem Wasser Genoch (Gennach) im Algey (Allgäu)“. Und im 9. Jahr nach der Gründung des Klosters von Wimpassing, also 1595, wurde das dritte Haus mit Kirche – geweiht zu St. Peter und Paul – für die Schwestern der Dornenkrone „zu Menga (Mengen) in der Stadt darfür das Wasser Ablach riet, und nicht weit[22] von dem Bodensee gelegen” übergeben.

Soweit die Vision von Püchler, bzw. seine Deutung aufgrund der kleinen Schrift mit der Abbildung, gedruckt 1595 im Franziskanerkloster von Wimpassing. Dazu soll man wissen, daß Ruprecht von Stotzingen durch eine geschickte Bereicherung nicht nur das Herrschaftsgut von Hornstein, also im Osten, sondern auch in Mengen, in Altersberg und in Blonhofen, also im Westen der Habsburger Länder bedeutende Landgüter erworben hat.[23] Also genau die Ortschaften und Gegenden, wo Stotzingen – aufgrund der Darstellung des Flugschriften von Wimpassing – das Kloster und die Kirche auf seinen Gütern zwischen 1587 und 1595 bauen ließ. Leider gelang es nicht etwas Konkretes über diese, von Stotzingen gegründete Nonnengemeinschaft – benannt nach der Dornenkrone Jesu – in der Fachliteratur aufzutreiben. Es sieht so aus, daß diese kaum langlebig war. Dabei sollte vielleicht der Frühtod von Magdalena Stotzingen 1598 bei der weiteren Unterstützung dieses Klosters eine entmutigende Rolle bei ihrem Vater spielen.

Die letzten drei Seiten des Kleindruckes von Wimpassing aus dem Jahre 1595 enthalten eine Belehrung als selbständiges Kapitel, wo das großzügige und freiwillige Gelübde von Püchler gelobt wird, und womit er das Zehntel seines Jahreseinkommens den Armen überließ.

Es ist interessant, die schon erwähnten Schlusszeilen des Titelblattes noch kurz zu untersuchen: „Gedruckt zu Wimpaissing an der Leytta in Ungern, im newen Barfusser Closter bey unser lieben Frawen, in der Graffschafft Hornstain.“ Die Gegend von Hornstein und etliche andere Gebiete von Westungarn wurde noch 1440 von der Witwenkönigin Elisabeth dem Kaiser Friedrich III. verpfändet. Matthias Corvinus gliederte es an Ungarn zurück, doch wurde es nach seinem Tod wiederum von Österreich als Pfand betrachtet. Erst seit 1648 gehörte es wiederum zu Ungarn.[24] Also trotz der damals schon über 250 Jahre und fast ununterbrochen dauernden Verpfändung an Österreich, war die Zugehörigkeit dieser Gegend an Ungarn bekannt.

Aber nicht nur eine Druckerei hat Ruprecht von Stotzingen den Franziskanern in dem für sie gebauten Kloster von Wimpassing überlassen, sondern auch „die ganze Lieberey“, also eine Bibliothek.[25] Doch blieben weitere konkrete Angaben bis heute weder von der Druckerei noch von der Bibliothek von Wimpassing übrig. Das letzte erhalten gebliebene Produkt dieser Franziskanerdruckerei stammt aus dem Jahre 1599.[26] Selbst das Schicksal des Klosters nach diesem Zeitpunkt ist unsicher. Man nimmt an, daß die Franziskaner von den ungarischen Heiducken entweder in der Zeit von Bocskai (1605) oder von Bethlen (1619) weggetrieben wurden.[27] Nach anderen Quellen haben sie Wimpassing erst 1627 aufgegeben.[28] Sicher ist es nur, daß die Minoriten 1628 das verlassene Kloster übernommen haben.[29]

Es ist aber unwahrscheinlich, daß Wimpassing schon 1605 verwaist war, weil Georg Leonhard von Stotzingen, der Sohn und Nachfolger von Ruprecht, 1614 gestorben ist. In seinem Testament bedachte er auch die hiesigen Franziskaner.[30] So ist es eher anzunehmen, daß der Untergang des Franziskanerklosters 1619 im Laufe des Einbruches von ungarischen Haiducken geschah. Sie waren nämlich staatsrechtlich nicht so gut orientiert, wie die Franziskaner von Wimpassing und nahmen an, daß sie nun schon in Niederösterreich eingebrochen waren. Die Verwüstung war dementsprechend ärger, als in den übrigen Teilen von Westungarn. Besonders feindlich waren diese protestantischen Kriegsleute den „Pfaffen” gegenüber eingestellt. Das könnte das Ende des Franziskanerklosters von Wimpassing bedeutet haben.

Zufälligerweise ist ein Werk aus der Bibliothek der Franziskaner von Wimpassing erhalten geblieben. Es handelt sich um drei Bände der gesammelten Werke vom Heiligen Hieronymus, die 1553 in der Offizin von Froben in Basel hergestellt wurden.[31] Der Wanderung dieser Bücher kann man aufgrund der handschriftlichen Eintragungen folgen, die die ehemaligen Besitzer an die drei Titelblätter – ab und zu mit etlichen leichten Abweichungen – parallel geschrieben haben. So kann man, wenigstens mit Hilfe der lesbaren Vermerke, folgende Stationen feststellen:

Die älteste Eintragung stammt vom Gründer des Wimpassinger Klosters: Ruprecht von Stotzingen. Seine hiesigen Besitzvermerke an den drei Titelblättern sind eindeutig eigenhändig, weil sie mit seiner publizierten Unterschrift[32] vollkommen identisch sind. Leider wurden die zwei in der Chronologie folgenden Eintragungen an den drei Titelblättern durch spätere Hände fast bis zur vollkommenen Unlesbarkeit mehrmals durchgestrichen. Aus der oberen Zeile, die sich unmittelbar über dem in Holz geschnittenen Frobenius-Zeichen befindet, kann man mit Mühe die folgenden Worte entziffern: „Bibliothecae Wimpassingensis Conventus…“. Allein das letzte Wort blieb unerkannt. Der andere, durchgestrichene Besitzvermerk, nimmt an den beiden Seiten des erwähnten Verlegerzeichens Platz. Leider war davon mit Sicherheit kein einziges Wort auflösbar.[33] Die oben enträtselten Worte untermauern also die historische Tradition, daß Stotzingen dem von ihm gegründeten Kloster auch Bücher geschenkt hat. Leider sind aber keine weiteren Anhaltspunkte darüber hinaus erhalten, bzw. lesbar geblieben, die das weitere Schicksal des hiesigen Klosters, bzw. seiner Bibliothek beleuchten würden.

Die in der Chronologie folgende Eintragung ist am Titelblatt ganz oben zu lesen: „Ex libris Conventus Ordinis S. Hieronymi Siglisbergae prope Schemnizium”, in einem anderen Band: „Conventus S. Josephi Siglibergae prope Schemnizium Ord. S. Hieronymi bibl.“. Mit der Geschichte des Ordens vom Heiligen Hieronymus in Ungarn hat sich Jakab Rupp beschäftigt.[34] Bei Schemnitz in Oberungarn (Selmecbánya – heute in der Slowakei) befand sich das einzige Kloster dieses Ordens in Ungarn. In Siglisberg (Hegybánya, Szélakna = Windschacht) wurde das Haus um 1733–1735 auf Einladung der hiesigen Bergleute gegründet. In der Zeit der Klosterauflösung von Josef II. (1783) befanden sich hier 13 Priester, ein Novize und drei Brüder. In der Bibliothek dieses Klosters sollten die gesammelten Werke des Hl. Hieronymus, von dem der Orden seinen Namen erhalten hat, in einer ausgesprochen anspruchsvollen Ausgabe von Froben gewiss eine Sonderstelle einnehmen. Dadurch ist es vielleicht zu erklären, daß sich diese Bände kurz nach der Auflösung des Klosters im Besitz des Pauliner Theologen, Cserey Ambrus, befanden. Unmittelbar unter dem schon mehrmals erwähnten Druckerzeichen von Frobenius ist nämlich die folgende, durchgestrichene doch lesbar gebliebene Eintragung an den Titelblättern zu lesen: „Ex libris P. Ambrosij Cserei Ord. S. Pauli Primi Erem. 1787”. Über ihn weiß man, daß er Doktor der Theologie war und sich 1764 in Sopronbánfalva (Westungarn) als Magister im hiesigen Paulinerkloster befand.[35]

Auf der Rückseite der vorderen Einbanddecke im ersten Band kann man die folgende handschriftliche Eintragung lesen: „Ao 1795, a. P. Christophoro Nemethy f. 50 – volumina 3 tomi 9. editio praesens Vörös mp.“ Es handelt sich um Ferenc Vörös de Farád, der ein Büchersammler seiner Zeit gewesen ist.[36] An die Rückseite der vorderen aus Holz bestehenden Einbanddecken hat er in allen drei Bänden der Wimpassinger Bibliothek sein in Kupfer gestochenes Bücherzeichen eingeklebt (Abb. 1). Seine Bemerkung, daß es sich bei diesen Bänden um die neunte Ausgabe der gesammelten Werke von Hl. Hieronymus handelt, deutet auf einen echten Bibliophilen hin. Auch die bei den damaligen Verhältnissen enorm große Summe von 50 Gulden, die er dafür Némethy bezahlt hat, untermauert diese Behauptung.

Nun erreicht man in der Chronologie den jetzigen Besitzer, nämlich das Bistum von Székesfehervár (Stuhlweißenburg). Dazu ist unten am Titelblatt zu lesen: „Emptus a Bibliotheca Semin. Albensis per Emericum Farkas prof. 1815“. Imre Farkas war in diesen Jahren der Studieninspektor im Priesterseminar von Székesfehervár, und kaufte die drei Bände vom Hl. Hieronymus höchstwahrscheinlich von dem erwähnten Ferenc Vörös. Das Bistum wurde erst 1777 errichtet. So war es in dieser Zeit notwendig, eine Bibliothek aufzubauen. Farkas war ab 1851 bis zu seinem Tod (1866) der Bischof dieser Diözese.[37] So befinden sich die drei Bände aus Wimpassing heute in der bischöflichen Bibliothek von Székesfehervár.[38]


[1] Mohl Adolf: Geschichte des Ortes und der Pfarre Stozing[!] Raab 1895. – Mohl Adolf: Wimpassing. Eisenstadt 1896. – Mohl Adolf: Szarvkõ és urai. [Hornstein und seine Herren.] In: Századok 1903. 612–633, 713–730. – Semmelweis, Karl: Die Geschichte der Orte Stotzing und Loretto am Leithagebirge. In: Burgenländische Heimatblätter 1949. 66–70. – Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes. II. Eisenstadt 1963. 993–998, 1032–1041.

[2] Burgenlandische Heimatblätter 1966. 183–189. – Magyar Könyvszemle 1966. 388–344. – Semmelweis, Karl: Der Buchdruck auf dem Gebiete des Burgenlandes bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1582–1823). Eisenstadt 1972. 64–67.

[3] Századok 1903. 713.

[4] Mohl, Adolf: Geschichte des Ortes und der Pfarre Stozing[!] Raab 1895. 5.

[5] Mohl, Adolf: Wimpassing. Eisenstadt 1896. 6.

[6] Századok 1903, 715.

[7] Mohl, Adolf: Geschichte des Ortes und der Pfarre Stozing[!] Raab 1895. 5.

[8] Mohl, Adolf: Wimpassing. Eisenstadt 1896. 6.

[9] Századok 1903. 717–718.

[10] In der Fachliteratur ist diese Magdalena oft mit ihrer Schwester, Elisabeth, verwechselt: Mohl, Adolf: Der Gnadenort Loreto in Ungarn. Eisenstadt 1894. 239. – Mohl, Adolf: Geschichte des Ortes und der Pfarre Stozing[!] Raab 1895. 8–9. – Századok 1903. 718. – Allg. Landestopographie II. (vgl. Notiz 1.) 993, 995.

[11] Mohl, Adolf: Geschichte des Ortes und der Pfarre Stozing[!] Raab 1895. 8.

[12] Allg. Landestopographie II. (vgl. Notiz 1.) 993.

[13] Mohl, Adolf: Der Gnadenort Loreto in Ungarn. Raab 1900. 8. – Századok 1903. 719.

[14] Magyar Könyvszemle 1980. 178–185.

[15] Festschrift für Karl SemmeIweis. Eisenstadt 1981. 29. und 40. Abb.

[16] Zwei Jahre früher, als bisher in der Fachliteratur angegeben war.

[17] Bis jetzt war dieser Zeitpunkt als 7. April bekannt.

[18] Die Gleichzeitigkeit dieser Mauer mit dem Kloster und mit der Kirche war früher unsicher.

[19] Es geschah also schon am fünften Tag nach der Unterzeichnung der Gründungsurkunde, in der die Versorgung der Mönche von dem Kirchenherrn übernommen wurde.

[20] Hier ist ein Irrtum entweder in der Chronologie oder im Namen des Papstes. Es handelt sich nämlich um das Jahr 1591, aber Sixtus V. starb schon am 27. August 1590.

[21] Also um zwei Jahre früher, als bis heute – aufgrund des schon erwähnten Steines – angenommen wurde.

[22] Etwa 40 km nördlich.

[23] Századok 1903, 717.

[24] Mohl Adolf: Loreto, magyarországi búcsújáróhely története. [Geschichte des Wallfahrtsortes Loretto in Ungarn.] Budapest 1909. 9.

[25] Mohl, Adolf: Geschichte des Ortes und der Pfarre Stozing[!] Raab 1895. 7.

[26] Semmelweis, Karl: Der Buchdruck auf dem Gebiete des Burgenlandes bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1582–1823). Eisenstadt 1972. 66–67.

[27] Mohl, Adolf: Wimpassing. Eisenstadt 1896. 7.

[28] 500 Jahre Franziskaner der österreichischen Ordensprovinz. Wien 1950. 186.

[29] Allg. Landestopographie lI. (vgl. Notiz 1.) 1038.

[30] Századok 1903. 719.

[31] Alle zehn Teile des Werkes samt Register sind in drei zeitgenössisch gebundenen Bänden erhalten geblieben: Bd. 1.: T. 1–3, Bd. II.: T. 4–6, Bd. III.: T. 7–10 + Register. Bibliographisch ist diese Ausgabe bekannt: Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts. I. Abteilung. Band 9. Stuttgart 1987. H 3485. – Catalogus librorum sedecimo saeculo impressorum, qui in Bibliotheca Nationali Hungariae Széchényiana asservantur. Budapestini 1990. H 370.

[32] Mohl, Adolf: Wimpassing. Eisenstadt 1896. 2.

[33] Wenn man sich auf die Phantasie stützt, ist es möglich vielleicht die ersten Wörter als „Ex libris Bibliothecae Conventus” und das letzte als „dedit” zu lesen, was natürlich keine brauchbare Angabe bedeutet.

[34] Rupp Jakab: Magyarország helyrajzi története fõ tekintettel az egyházi intézetekre. [Die Lokalgeschichte von Ungarn mit besonderer Rücksicht auf die kirchlichen Institutionen.] I. Pest 1870. 189–191.

[35] Kisbán Emil: A magyar pálosrend története. [Geschichte des ungarischen Paulinerordens.] II. Budapest 1940. 104, 106.

[36] Ignác Vörös war der Vizegespan im Komitat Fejér. Sein Sohn Ferenc besaß die Hieronymus Bände (Nagy Iván: Magyarország családai. [Die Familien von Ungarn.] XI. Pest 1865. 268.).

[37] Szinnyei József: Magyar irók élete és munkái. [Das Leben und die Werke ungarischer Schriftsteller.] III. Budapest 1894. Sp. 167–169.

[38] Unter der Signatur Ant. 244/I–III.




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