37. Neu entdeckte Druckwerke aus dem 16. und 17. Jahrhundert,
die auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes hergestellt wurden

Festschrift für Karl Semmelweis. Eisenstadt 1981. 21–43.

Karl Semmelweis hat in seinem grundlegenden Werk „Der Buchdruck auf dem Gebiete des Burgenlandes bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (1582–1823)” (Eisenstadt 1972) dieses Thema zum ersten Mal zusammengefasst. Hier hat er gleichzeitig eine gründliche Beschreibung von jedem Druckwerk gegeben und diese mit der Reproduktion der einzelnen Titelblätter vervollständigt. Dadurch wurde eigentlich die retrospektive Landesbibliographie des heutigen Burgenlandes gegründet. Seine besonders wichtige Entdeckung war die Druckerei der Franziskaner von Wimpassing an der Leitha, die im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts arbeitete, und die früher in der Fachliteratur für eine Druckerei in Wimpassing bei Neunkirchen in Niederösterreich gehalten wurde.[1] Damit ist die auf Manlius als zweite folgende Offizin in diesem Gebiet festgestellt.

In der Ungarischen Nationalbibliothek beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit der retrospektiven ungarischen Nationalbibliographie, das heißt mit den Druckwerken, die auf dem Gebiet von Ungarn vor 1801 hergestellt wurden. Im Rahmen dieser Bemühung gelang es mir, im vergangenen Jahrzehnt einige weitere Drucke zu finden bzw. zu registrieren, womit man die fundierende Arbeit von Semmelweis noch etwas bereichern kann. Im Folgenden versuche ich diese Angaben zusammenzufassen, wozu eben sein Werk mir die Anregung gegeben hat. Man kann die bibliographische Tätigkeit als Mosaiklegen auffassen und – im Bilde bleibend – ist es immer eine verlockende und in diesem Fall für mich auch beehrende Aufgabe, ein großes Mosaik mit einigen kleinen Steinen zu ergänzen, um dadurch das Gesamtbild des Grundwerkes etwas zu verfeinern.

I. Johann Manlius

Der Erstdrucker des heutigen Burgenlandes war in den vergangenen Jahren ein begehrtes Forschungsobjekt in mehreren Ländern (Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Tschechoslowakei) und von mehreren Leuten gewesen. Für mich bot die Franziskanerbibliothek von Güssing mit ihren großartigen Katalogen von P. Theodor Tabernigg die Erkenntnis, daß Manlius auch eine Buchbinderei hatte. Mit Hilfe der auf den Bucheinbänden vorhandenen 28 verschiedenen Stempel, Platten und Rollen waren bis heute insgesamt über zwei Dutzend Bände identifizierbar, die in seiner Werkstatt hergestellt wurden.[2] Etwa die Hälfte der Manlius-Einbände wurden sachgemäß auseinandergenommen, um das in diesen vorfindbare und zur Stärkung dieser gebrauchte Altpapier untersuchen zu können. Der Drucker hat nämlich dazu meistens die Makulatur der eigenen Offizin verwendet. Durch die planmäßige Untersuchung von authentischen Manlius-Einbänden sind eine ganze Reihe von Bruchstücken teils bekannter, teils unbekannter Manlius-Druckwerke ans Tageslicht gekommen. Wenn man die Oberflächen rechnet, tragen Dreiviertel der herausgelösten Papierblätter früher unbekannte Manlius-Drucke, in bibliographischer Einheit gerechnet machen die Neuheiten etwa die Hälfte aus.[3] Die meisten der nun zu betrachtenden Novitäten stammen aus dieser „Fundgrube”.

1. Güssing 1582           
(Testimonium ordinationis. Gyssingae MDLXXXII Manlius.) Einblattdruck.           
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 175–176; Magyar Könyvszemle 1976. 288 = RMNy S 518A.    – Abb. 1.       
Nur ein Bruchstück in Satzspiegelgröße von 49×96 mm ist von diesem Einblattdruck erhalten geblieben. Das Formular sollte die Weihe eines protestantischen Predigers nachweisen. Wahrscheinlich ließ es István Beythe, der Hofprediger der Familie Batthyány in Güssing, von Manlius drucken. Seine Typen sind eindeutig zu erkennen. Die gedruckte römische Jahreszahl von 1582 wurde mit einem Tintenstrich auf 1583 ergänzt.   
Das Bruchstück befindet sich in der UB von Budapest.




Abb. 1

2. Güssing 1583           
(Schreibkalender auf das Jahr 1584 gestellt durch Georgium Caesium. – Prognosticon. Güssing 1583 Mannel.)    
4° 24? ungez. Bl. – Fraktur.    – Abb. 2.         
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 178–180; Magyar Könyvszemle 1976. 228–290 = RMNy S 537A; Gutenberg Jahrbuch 1981. 229.  
Dieser Kalender wurde gleichzeitig mit dem Alt- und Neukalender für das Jahr 1584 gedruckt: Ein Teil des Satzes ist identisch. Statt des neuen Kalenders sind hier kleine Illustrationen zum Neuen Testament zu finden.          
Mehrere Bruchstücke in Sopron (Ödenburg), Stadtarchiv.




Abb. 2

3. Güssing 1584           
TIEFFALIANORVM GENEROSORVM ET EXIMIAE SPEI LL. BAR-RONVM IN GVNDERSDORFF &c. DO-mini Ioannis Christophori & Domini Wolfgangi Matthaei reditui in patriam gratulatur Schola Catodorpiana. GISSINGAE EXCVDEBAT Ioannes Manlius Anno M.D.LXXXIIII.  
4° 16 ungez. Bl.         – Abb. 3.         
Magyar Könyvszemle 1975. 90–91 = RMNy S 556A.   
Diese Sammlung von 36 Begrüßungsgedichten an zwei Mitglieder der Familie Teuffel von Gundersdorff hat Manlius auf Bestellung aus der Südoststeiermark gedruckt. Die Verfasser der Verse waren die Schüler der „Schola Catorpiana”.         
Unikat in der Universitätsbibliothek von Budapest.




Abb. 3

4. Güssing 1585           
FRANKOVITH GERGELY: HAZNOS ES FÖLÖTTE ZIKSEGÖS KÖNYV melyben sok rendbéli betegsè-gök ellen Valo oruossagok bé irattanak Frankouith Gergöly Doctor altal, mellyeket az Isten az eu io Voltabol es ayandeká-bol az emböröknek egesse-gökre es epöletökre rendölt (Németujvár) Anno 1585 (Manlius).          
[Nützliches und überaus notwendiges Buch, in welchem Arzneien gegen viele gemeine Krankheiten von Doktor Gregor Frankovith beschrieben wurden, die Gott in seiner Güte als Geschenk für die Gesundheit der Menschen verordnet hat.] 
4° 74? ungez. Bl.       – Abb. 4.         
RMNy 618; Semmelweis 4,[4] Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 171–174 und 1973. 191–193.      
Die zweite Ausgabe dieses Werkes hat Manlius im Jahre 1588 hergestellt, die erste Auflage war lange nur aus kleinen undatierten Bruchstücken bekannt. Später kam fast das ganze Werk aus Einbanddecken zum Vorscheine, so ist uns nun auch das vollständige Titelblatt mit der Jahreszahl bekannt geworden.     
Bruchstücke in der Széchényi-Bibliothek in Budapest, in der Franziskaner-Bibliothek in Güssing, im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).




Abb. 4

5. Güssing 1596           
(Az evangeliomoc es az epistolak. Nimet Vivarat 1596 Manlius.)           
[Evangelien und Episteln.]     
Gutenberg Jahrbuch 1981. 232–233.   
In den früheren Katalogen der Bibliothek des Theresianums in Wien wurde dieses Werk verzeichnet. Leider ist es heute unauffindbar.        
Ehemals in der Bibliothek des Theresianums in Wien. In Verlust geraten.

6. Deutschkreutz? 1597-1601    
(Gebetbuch. Deutschkreutz? 1597-1601 Mannel.)        
12° 84 + ? ungez. Bl. – Fraktur.          – Abb. 5.         
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1972. 181–183; Magyar Könyvszemle 1976. 290-291 = RMNy S 856A.          
Aus den Einbanddecken eines Kalenders für 1602 kam allein der verstümmelte Bogen „N” dieses deutschsprachigen Gebetbuches zum Vorschein, das mit dem typographischen Material von Manlius hergestellt wurde.    
Unikat im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).




Abb. 5

7. Deutschkreutz 1599  
(KÁKONYI PÉTER?): Historia ║ CROESI LYDIO-║RVM REGIS EX HERODO-║to antiquissimo Historiogra-║pho diligenter col-║lecta. CROESVSROL ║ LYDIAIAKNAK KIRALLY-║arol valo Historia, Herodotusbol ║ ki szedetett. Ez vilagy birodal-║moknak alhatatlan es hirtelen ║ Valtozando allapatty-║okrol. ║ ad Notam ║ Arpad vala fõ az Capitansag. ║ NYOMTATTATOT ║ Kerezturat Manlius Ianos altat. ║ Anno M.D.XCIX.
8° 12 ungez. Bl.  – Abb. 6.    
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 190–199; Magyar Könyvszemle 1976. 291–292. = RMNy S 856B.       
Nicht nur die Ausgabe, auch der Text dieses historischen Gesanges in ungarischer Sprache war früher vollkommen unbekannt. Leider sind nur die Hälfte des Druckes ans Tageslicht gekommen. Auf Grund des Titelblattes weiß man nunmehr, dala Manlius nicht nur 1598, sondern auch im nächsten Jahr in Deutschkreutz arbeitete, bevor er 1600 in Sárvár druckte.         
Unikat im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).




Abb. 6

8. Deutschkreutz? 1597–1601   
(Molitvenik. Pri Sz.Krisi? 1597-1601 Mandelz.)
8° 92 ungez. Bl.         – Abb. 7.         
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1972. 183–185; Wiener Slavistisches Jahrbuch 1975. 85–87; Magyar Könyvszemle 1976. 293 = RMNy S 856C.   
Dieses lutheranische Gebetbuch in kroatischer Sprache ist eine Kuriosität, weil der Protestantismus bei den Kroaten sowohl zeitlich als auch gebietsmäßig beschränkt war. Die Bruchstücke sind nur aus der zweiten Hälfte erhalten geblieben.        
Vier Bruchstücke im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).




Abb. 7

9. Deutschkreutz? 1597–1601?  
(Catechismus Croaticus secundum Lutheri articulos factum et dialectico Insulana ac Varasdinensi editus. Pri Sz. Krisi? 1597–1601? Mandelz?)      
Wiener Slavistisches Jahrbuch 1975. 82–83; Magyar Könyvszemle 1976. 293–294 = RMNy S 856D.       
Allein eine Nachricht aus dem 18. Jahrhundert hat das Andenken dieses lutheranischen Katechismus aufbewahrt. Nach dem obigen Titel ist anzunehmen, daß dieses Büchlein von Manlius und vielleicht auch in dieser Zeit gedruckt wurde.  
Heute kein Exemplar bekannt.

10.       Deutschkreutz 1601      
ANDREADES, MICHAEL: TYROCINIVM ║ Artis Gramma-║TICES ABSOLV-║TISSIMVM. ║ Hoc est ║ DE INFLEXIO-║NE QVATVOR PARTI-║um Declinabilium libellus, illis qui ║ primum Latinitatis vestibulum ingredi-║untur, per quam vtilissimus longè-║que venustissimus, nunc pri-║mùm ex varijs col-║lectus ║ per ║ MICHAELEM ANDREADEN ║ Liptouien. Frontisterij Che-║preghiani Rectorem. ║ ANNO ║ SeD LIbera nos a MaLo. ║ (Kerezturii 1601 Manlius.)       
8° 2 ungez. 85 + ? gez. Bl.  – Abb. 8. 
British Museum General Catalogue of Printed Books. Vol. 5. London 1965. col. 151; RMNy 875A.          
Das Bruchstück des British Museums wurde ebenfalls aus Einbanddecken herausgelöst. Das typographische Material weist eindeutig auf Manlius hin. Es wurde angenommen, daß diese lateinische Grammatik in Oedenburg (in der nächsten Stadt von Csepreg) erschien. Das wurde dann in dem Londoner Katalog zu „Oldenburg” verlesen.  
Unikat in der British Library (London).




Abb. 8

11.       Deutschkreutz 1598-1608? (Evangéliumok és epistolák. Keresztur? 1598-1608? Manlius?) (Evangelien und Episteln.)       
12° 144 + ? ungez. Bl. RMNy 900.      – Abb. 9.         
Ein Bruchstück eines Perikopenbuches, das gewiß aus der Druckerei von Manlius stammt, befindet sich in der Ungarischen Nationalbibliothek. Das Bruchstück war mit keiner bekannten Ausgabe des ungarischen Perikopenbuches zu identifizieren. Eine genauere Zeit- bzw. Ortsbestimmung ist noch durchzuführen.       
Das einzige Bruchstück in der Széchényi Bibliothek in Budapest.




Abb. 9

12.       Deutschkreutz 1603      
(Kalendárium és prognosztikon az 1604. esztendõre. Keresztur 1603 Manlius.) [Kalender und Prognosticon auf 1604.]     
8° 26 + ? ungez. Bl.   – Abb. 10.       
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1972. 186–188; RMNy 903.
Den ungarischen Kalender in Oktavformat druckte Manlius schon 16. Jahrhunderts. Es ist unsicher, ob er im Laufe seiner vielen Übersiedlungen eine komplette Serie davon – also in jedem Jahr einen Kalender – hergestellt hat. Sein Kalender für das Jahr 1604 ist aber in Bruchstücken erhalten geblieben.
4 Bruchstücke im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).




Abb. 10

13.       Deutschkreutz 1604      
(Kalendárium és prognosztikon az 1605. esztendõre. Keresztur 1604 Manlius.) (Kalender und Prognosticon auf 1605.)     
8° 50 ungez. Bl.         – Abb. 11.       
RMNy 911.   
Ein einziges Doppelblatt ist von diesem Kalender erhalten geblieben. Dieser Kalender wird im bereits in Druck befindlichen zweiten Band der neuen retrospektiven ungarischen Nationalbibliographie (RMNy) unter den ungarländischen Druckwerken zwischen 1601 und 1635 beschrieben. In meinem jetzigen Aufsatz gebe ich deshalb die dortige Nummer an.       
Fragment in der Széchényi Bibliothek in Budapest.




Abb. 11

II. Emmerich Farkas

14.       Deutschkreutz 1613      
CALENDARIVM ║ Az az: ║ AZ EZER HAT ║ SZAZ TIZENNEGIE DIK ║ ESZTENDÕ NAPIANAK SZÁM ║ lalasa az közönseges practicaval A-║spectusokkal, Planetaknak foliasival ║ es az eghi felekben Valo be le-║pesekkel egyetemben mely ║ urasodik Bissextilis utan. ║ AZ CRAKAI ACADE-║mianak Professora Bemard Doctor es fõ ║ Astrologusnak irasabol Magyarra ║ forditattot. ║ NYOMTATATTOT KEREZ-║turat Farkas Imre altal. [Kalender für das Jahr 1614 … Aus der Schrift des Professors Doktor Bernard, Hauptastrologen der Krakauer Akademie, ins magyarische übersetzt. Gedruckt in Deutschkreutz von Emmerich Farkas.]         
8° 45 ungez. Bl.         – Abb. 12.       
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1959. 181; RMNy 1055.     
Farkas hat die Offizin von Manlius übernommen, aber erst ab 1608. Das früheste Druckwerk von ihm ist der ungarische Kalender für 1609 (Semmelweis 1.). Auch für das Jahr 1611 (Semmelweis 3.) ist einer bekannt. So kann man annehmen, dala Farkas auch für 1610 einen ungarischen Kalender druckte (RMNy 981). Bruchstücke eines Kalenders für 1614 tauchten unlängst auf. So scheint es begründet zu sein, wenn man einen Kalender von Farkas auch für 1612 (RMNy 1020) und für 1613 (RMNy 1036) annimmt.         
Bruchstücke in der Széchényi Bibliothek in Budapest und in der Matica Slovenska in Martin.




Abb. 12

15.       Deutschkreutz 1615      
(Kalendárium és prognosztikon az 1616. esztendõre. Keresztur 1615 Farkas.) [Kalender und Prognosticon auf 1616.]      
8° 46 ungez. Bl.         – Abb.13.        
RMNy 1089. 
Der Bogen „F” wurde in der letzten Zeit aus Einbanddecken herausgelöst. Das bekräftigt die Vermutung, daß Farkas auch für 1615 einen ungarischen Kalender druckte (RMNy 1071).          
Mehrere Bruchstücke in der Széchényi Bibliothek in Budapest.




Abb. 13

Für 1617 (Semmelweis 14; RMNy 1113), für 1618 (Semmelweis 17; RMNy 1137) und für 1619 (Semmelweis 18; RMNy 1161) waren ungarische Kalender aus Deutschkreutz schon früher bekannt. Nun tauchte das Titelblatt, das früher nicht genau beschrieben war, sowohl für 1617 als auch für 1619 auf. Auch das Titelblatt des unter Nr. 11 von Semmelweis beschriebenen Werkes (RMNy 1090) können wir mit den zwei erwähnten Kalendern nun zum ersten Mal reproduzieren (Abb. 6, 7, 8.).

Es ist kaum daran zu zweifeln, daB Farkas seinen ungarischen Kalender auch für 1620 herstellte (RMNy 1183), als seine Druckerei noch in Betrieb war. Im Jahre 1620 kam noch eine lutherische Agende, die man früher auf 1612 datierte (Semmelweis 6), aus seiner Presse (RMNy 1221). Das bis heute einzige gedruckte Titelblatt ist eben beim Ende der Jahreszahl beschädigt, doch ist diese eher für 1620 als 1612 zu lesen.

Die vielen Bruchstücke, die in der letzten Zeit bestimmt wurden, bekräftigen die Vermutung, dala Farkas die ungarischen Kalender in der Zeit seiner typographischen Tätigkeit in Deutschkreutz laufend druckte.

Mit Hilfe der mit zielbewußter Arbeit ans Tageslicht gebrachten Makulatur von Manlius war es möglich, den Umfang von zwei bisher nur aus lückenhaften Exemplaren bekannten Manlius-Werken etwas genauer zu bestimmen. Das Lied von Nikolaus Gabelmann (Eberau 1588 – Semmelweis 20) hatte etwa 56 ungezählte Blätter (Magyar Könyvszemle 1976. 287).

Die ungarische Übersetzung der Geschichte von Eurialus und Lukrezia (Deutschschützen? 1592 – Semmelweis 35) besaß 52 ungezählte Blätter (Magyar Könyvszemle 1976. 287).


III. Die Klosterdruckerei der Franziskaner von Wimpassing a. d. Leitha

16.       Wimpassing 1595         
Warhafftige Bildnuß ║ Eines Gesichts so ei-║nem Österreichischen FreyHerrn ║ Anno 63. den 17. Junü, bey der Haubtstatt ║ Clagenfurt in Kärndten am Himmel erschinen, welcher ║ damals von Kayser Ferdinand seligister gedächtnuß in ║ Steyer, Kärndten urad Crain, geschickt worden, an ║ stat der Fürstlichen Durchl: Ertzhertzog Carls höchst-║ernenter Kay: May: Sohn, die huldigung von ║ obgedachten Landtschafften ║ auffzunemmen. ║ Gedruckt zu Wimpaissing ara der Leytta in ║ Vngarn im Newen Barfusser Closter bey vnser lieben ║ Frawen, in der Graffschafft Hornstein ║ Anno M.D.XCV.       
4° 8 ungez. Bl. und 1 Taf. – Fraktur.    – Abb. 14.       
Magyar Könyvszemle 1980. 178–185 = RMNy S 767A.
Der Bericht enthält viele neue Informationen über die Gründung des Klosters von Wimpassing. Das unlängst erkannte Druckwerk füllt gewissermaßen die frühere Lücke zwischen den Druckwerken von Wimpassing aus den Jahren 1593 und 1599. Das Druckwerk ist mit einem Holzschnitt von 216x157 mm Größe geschmückt.




Abb. 14


IV. Matthäus Bernhard

17.                   Güssing 1617   
PATHAI ISTVÁN: AZ HELVETI-║AI CONFESSION ║ való Köröztyén Praedi-║kátoroknak Dunán innen, az egy ║ házi szolgálatban való rend tartá-║sokrol irattatot Könij-║vechke. ║ PATHAI ISTVAN WEZPREMI PRAEDIKA-║tor es Superintendens altal. ║ … ║ (Németujvár) M.DC.XVII. (Bernhard.)        
[Büchlein geschrieben von Stephan Pathai, Prediger und Superintendent aus Weßprim, über die Ordnung im Kirchendienst der christlichen Prediger helvetischer Konfession in Transdanubien(!).]        
8° 55 ungez. Bl.         – Abb. 15.       
Magyar Könyvszemle 1979. 308-309; RMNy 1143A.    
Ein Exemplar dieses Druckwerks tauchte unlängst in Debrecen auf. Das typographische Material weist eindeutig auf die Offizin von Bernhard in Güssing hin. Dadurch kann man den Beginn der Tätigkeit dieser Druckerei um zwei Jahre vorverlegen.     
Unikat in der Universitätsbibliothek in Debrecen.




Abb. 15


VI. David Krausz[5]

18.                   Loretto 1672     
DECRETA ║ A SACRA RIT: CON-║GREGATIONE ║ In Ordine ad Missam & Divi-║num Officium.
║ Post Missalis ac Brev. Romani recogni-║tionem condita, ║ Ex Comment. in Rub. ejusdem ║ Missalis, ac Brev. à M.R.P.D. ║ Bartholomaeo Gavanto, Cleric. Regul. ║ S. Pauli, ejusdemque Sac. Congr. Con-║sultore editis & in secunda editione Rom: recognitis & locuple-║tatis. ║ Fideliter à ║ DOMINICO BELLO ║ Excerpta. II Et Superiorum licentia retusa. ║ Laurenti, apud Davidem Kraus, ║ M.DC.LXXII.  
12° 2 unbedr. und 46 bedr. Seiten.     
Magyar Könyvszemle 1975, 203-207.  – Abb. 16.       
Erst in den letzten Jahren ist diese Ausgabe ans Tageslicht gekommen. Die Datierung verlängert die Lebensdauer der Druckerei von Loretto um zwei Jahre.          
3 Exemplare in der Széchényi Bibliothek in Budapest.




Abb. 16

19.       Loretto 1672     
MODUS FRUCTUOSE ║ CELEBRANDI ║ MISSAM ║ Auctore ║ R.P. PETRO ║ JUSTINELLO, ║ Soc: IESU Theologo. ║ Auctus varijs exercitijs & modo ║ examinandi Conscientiam. ║ Item Sac: Congreg: Rituum ║ DECRETIS ║ Circa Regulas reformati Mis║salis ac Breviarij. ║ IHS ║ Dudum ante Monachij excusus, nunc ║ verò de licentia Superiorum procuratione ║ cuiusdam F. P. huius Libelli devoti ║ reimpressus. ║ Lauróti apud Davidem Kraus, ║ Anno M.DC.LXXII.   
12° 6 unbedr. und 150 bedr. Seiten.    
Magyar Könyvszemle 1975. 203-207 und 1979. 309.     – Abb. 17.       
Das einzige Titelblatt kam mit einer Verspätung von einigen Jahren nach dem Auftauchen der ersten Exemplare zum Vorschein. Das Büchlein ist ein Nachdruck einer Münchener Ausgabe (höchstwahrscheinlich) aus dem Jahre 1648.         
1 vollständiges und 2 unvollständige Exemplare in der Széchényi Bibliothek in Budapest.




Abb. 17

Hier kann man vielleicht erwähnen, daß die von Semmelweis (unter Nr. 3.) Loretto zugeschriebene Ausgabe der „Synodi provincialis decreta anno MDCXI Tyrnaviae” in einer anderen Druckerei von Nádasdy in Pottendorf in Niederösterreich hergestellt wurde (Magyar Könyvszemle 1973. 238–239).

Gern möchte ich hoffen, dala die obigen kleinen Ergänzungen weitere Anregungen zur Fortsetzung der retrospektiven Landesbibliographie von Burgenland geben. Dazu wünschen wir Herrn Semmelweis ein langes Leben und vollkommene Gesundheit.


[1] Burgenländische Heimatblätter 1966. 183–189 – Magyar Könyvszemle 1966. 338–339.

[2] Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1970–1971. 301–321. Mit einer deutschsprachigen Zusammenfassung.

[3] Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. Budapest 1975. 165–203 und Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1973. Budapest 1976. 191-201. Beide mit deutschsprachiger Zusammenfassung.

[4] Semmelweis 9; Burgenländische Heimatblätter 1981. 19–20.

[5] Die Numerierung der Buchdrucker wurde der von Semmelweis a.a.O. gewählten angeglichen.




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