Festschrift für Karl Semmelweis. Eisenstadt 1981. 21–43.
Karl Semmelweis hat in seinem grundlegenden Werk „Der Buchdruck auf dem Gebiete des Burgenlandes bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (1582–1823)” (Eisenstadt 1972) dieses Thema zum ersten Mal zusammengefasst. Hier hat er gleichzeitig eine gründliche Beschreibung von jedem Druckwerk gegeben und diese mit der Reproduktion der einzelnen Titelblätter vervollständigt. Dadurch wurde eigentlich die retrospektive Landesbibliographie des heutigen Burgenlandes gegründet. Seine besonders wichtige Entdeckung war die Druckerei der Franziskaner von Wimpassing an der Leitha, die im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts arbeitete, und die früher in der Fachliteratur für eine Druckerei in Wimpassing bei Neunkirchen in Niederösterreich gehalten wurde.[1] Damit ist die auf Manlius als zweite folgende Offizin in diesem Gebiet festgestellt.
In der Ungarischen Nationalbibliothek beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit der retrospektiven ungarischen Nationalbibliographie, das heißt mit den Druckwerken, die auf dem Gebiet von Ungarn vor 1801 hergestellt wurden. Im Rahmen dieser Bemühung gelang es mir, im vergangenen Jahrzehnt einige weitere Drucke zu finden bzw. zu registrieren, womit man die fundierende Arbeit von Semmelweis noch etwas bereichern kann. Im Folgenden versuche ich diese Angaben zusammenzufassen, wozu eben sein Werk mir die Anregung gegeben hat. Man kann die bibliographische Tätigkeit als Mosaiklegen auffassen und – im Bilde bleibend – ist es immer eine verlockende und in diesem Fall für mich auch beehrende Aufgabe, ein großes Mosaik mit einigen kleinen Steinen zu ergänzen, um dadurch das Gesamtbild des Grundwerkes etwas zu verfeinern.
Der Erstdrucker des heutigen Burgenlandes war in den vergangenen Jahren ein begehrtes Forschungsobjekt in mehreren Ländern (Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Tschechoslowakei) und von mehreren Leuten gewesen. Für mich bot die Franziskanerbibliothek von Güssing mit ihren großartigen Katalogen von P. Theodor Tabernigg die Erkenntnis, daß Manlius auch eine Buchbinderei hatte. Mit Hilfe der auf den Bucheinbänden vorhandenen 28 verschiedenen Stempel, Platten und Rollen waren bis heute insgesamt über zwei Dutzend Bände identifizierbar, die in seiner Werkstatt hergestellt wurden.[2] Etwa die Hälfte der Manlius-Einbände wurden sachgemäß auseinandergenommen, um das in diesen vorfindbare und zur Stärkung dieser gebrauchte Altpapier untersuchen zu können. Der Drucker hat nämlich dazu meistens die Makulatur der eigenen Offizin verwendet. Durch die planmäßige Untersuchung von authentischen Manlius-Einbänden sind eine ganze Reihe von Bruchstücken teils bekannter, teils unbekannter Manlius-Druckwerke ans Tageslicht gekommen. Wenn man die Oberflächen rechnet, tragen Dreiviertel der herausgelösten Papierblätter früher unbekannte Manlius-Drucke, in bibliographischer Einheit gerechnet machen die Neuheiten etwa die Hälfte aus.[3] Die meisten der nun zu betrachtenden Novitäten stammen aus dieser „Fundgrube”.
1. Güssing 1582
(Testimonium ordinationis. Gyssingae MDLXXXII Manlius.) Einblattdruck.
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 175–176; Magyar Könyvszemle
1976. 288 = RMNy S 518A. –
Abb. 1.
Nur ein Bruchstück in Satzspiegelgröße von 49×96 mm ist von diesem
Einblattdruck erhalten geblieben. Das Formular sollte die Weihe eines
protestantischen Predigers nachweisen. Wahrscheinlich ließ es István Beythe,
der Hofprediger der Familie Batthyány in Güssing, von Manlius drucken. Seine
Typen sind eindeutig zu erkennen. Die gedruckte römische Jahreszahl von 1582
wurde mit einem Tintenstrich auf 1583 ergänzt.
Das Bruchstück befindet sich in der UB von Budapest.
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2. Güssing 1583
(Schreibkalender auf das Jahr 1584 gestellt durch Georgium Caesium. –
Prognosticon. Güssing 1583 Mannel.)
4° 24? ungez. Bl. – Fraktur. –
Abb. 2.
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 178–180; Magyar Könyvszemle
1976. 228–290 = RMNy S 537A; Gutenberg Jahrbuch 1981. 229.
Dieser Kalender wurde gleichzeitig mit dem Alt- und Neukalender für das Jahr
1584 gedruckt: Ein Teil des Satzes ist identisch. Statt des neuen Kalenders sind
hier kleine Illustrationen zum Neuen Testament zu finden.
Mehrere Bruchstücke in Sopron (Ödenburg), Stadtarchiv.
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3. Güssing 1584
TIEFFALIANORVM ║ GENEROSORVM
║ ET EXIMIAE SPEI LL. BAR-║RONVM
IN GVNDERSDORFF &c. DO-║mini
Ioannis Christophori & Domini ║
Wolfgangi Matthaei reditui in ║
patriam gratulatur ║
Schola Catodorpiana. ║
GISSINGAE EXCVDEBAT ║
Ioannes Manlius Anno ║
M.D.LXXXIIII.
4° 16 ungez. Bl.
– Abb. 3.
Magyar Könyvszemle 1975. 90–91 = RMNy S 556A.
Diese Sammlung von 36 Begrüßungsgedichten an zwei Mitglieder der Familie
Teuffel von Gundersdorff hat Manlius auf Bestellung aus der Südoststeiermark
gedruckt. Die Verfasser der Verse waren die Schüler der „Schola
Catorpiana”.
Unikat in der Universitätsbibliothek von Budapest.
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4. Güssing 1585
FRANKOVITH GERGELY: HAZNOS ║
ES FÖLÖTTE ║ ZIKSEGÖS KÖNYV
║ melyben sok rendbéli
betegsè-║gök ellen
Valo oruossagok bé ║
irattanak Frankouith Gergöly ║
Doctor altal, mellyeket az Isten ║
az eu io Voltabol es ayandeká-║bol
az emböröknek egesse-║gökre
es epöletökre ║ rendölt
║ (Németujvár) Anno 1585
(Manlius).
[Nützliches und überaus notwendiges Buch, in welchem Arzneien gegen viele
gemeine Krankheiten von Doktor Gregor Frankovith beschrieben wurden, die Gott in
seiner Güte als Geschenk für die Gesundheit der Menschen verordnet hat.]
4° 74? ungez. Bl.
– Abb. 4.
RMNy 618; Semmelweis 4,[4] Az
Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 171–174 und 1973. 191–193.
Die zweite Ausgabe dieses Werkes hat Manlius im Jahre 1588 hergestellt, die
erste Auflage war lange nur aus kleinen undatierten Bruchstücken bekannt. Später
kam fast das ganze Werk aus Einbanddecken zum Vorscheine, so ist uns nun auch
das vollständige Titelblatt mit der Jahreszahl bekannt geworden.
Bruchstücke in der Széchényi-Bibliothek in Budapest, in der
Franziskaner-Bibliothek in Güssing, im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).
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5. Güssing 1596
(Az evangeliomoc es az epistolak. Nimet
Vivarat 1596 Manlius.)
[Evangelien und Episteln.]
Gutenberg Jahrbuch 1981. 232–233.
In den früheren Katalogen der Bibliothek des Theresianums in Wien wurde dieses
Werk verzeichnet. Leider ist es heute unauffindbar.
Ehemals in der Bibliothek des Theresianums in Wien. In Verlust geraten.
6. Deutschkreutz?
1597-1601
(Gebetbuch. Deutschkreutz? 1597-1601 Mannel.)
12° 84 + ? ungez. Bl. – Fraktur.
– Abb. 5.
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1972. 181–183; Magyar Könyvszemle
1976. 290-291 = RMNy S 856A.
Aus den Einbanddecken eines Kalenders für 1602 kam allein der verstümmelte
Bogen „N” dieses deutschsprachigen Gebetbuches zum Vorschein, das mit dem
typographischen Material von Manlius hergestellt wurde.
Unikat im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).
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7. Deutschkreutz 1599
(KÁKONYI PÉTER?): Historia ║ CROESI LYDIO-║RVM REGIS EX
HERODO-║to antiquissimo Historiogra-║pho diligenter
col-║lecta. CROESVSROL ║ LYDIAIAKNAK KIRALLY-║arol valo
Historia, Herodotusbol ║ ki szedetett. Ez vilagy birodal-║moknak
alhatatlan es hirtelen ║ Valtozando allapatty-║okrol. ║ ad
Notam ║ Arpad vala fõ az Capitansag. ║ NYOMTATTATOT ║
Kerezturat Manlius Ianos altat. ║ Anno M.D.XCIX.
8° 12 ungez. Bl. – Abb. 6.
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. 190–199; Magyar Könyvszemle
1976. 291–292. = RMNy S 856B.
Nicht nur die Ausgabe, auch der Text dieses historischen Gesanges in ungarischer
Sprache war früher vollkommen unbekannt. Leider sind nur die Hälfte des
Druckes ans Tageslicht gekommen. Auf Grund des Titelblattes weiß man nunmehr,
dala Manlius nicht nur 1598, sondern auch im nächsten Jahr in Deutschkreutz
arbeitete, bevor er 1600 in Sárvár druckte.
Unikat im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).
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8. Deutschkreutz?
1597–1601
(Molitvenik. Pri Sz.Krisi? 1597-1601 Mandelz.)
8° 92 ungez. Bl.
– Abb. 7.
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1972. 183–185; Wiener
Slavistisches Jahrbuch 1975. 85–87; Magyar Könyvszemle 1976. 293 = RMNy S
856C.
Dieses lutheranische Gebetbuch in kroatischer Sprache ist eine Kuriosität,
weil der Protestantismus bei den Kroaten sowohl zeitlich als auch gebietsmäßig
beschränkt war. Die Bruchstücke sind nur aus der zweiten Hälfte erhalten
geblieben.
Vier Bruchstücke im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).
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9. Deutschkreutz?
1597–1601?
(Catechismus Croaticus secundum Lutheri articulos factum et dialectico Insulana
ac Varasdinensi editus. Pri Sz.
Krisi? 1597–1601? Mandelz?)
Wiener Slavistisches Jahrbuch 1975. 82–83; Magyar Könyvszemle 1976. 293–294
= RMNy S 856D.
Allein eine Nachricht aus dem 18. Jahrhundert hat das Andenken dieses
lutheranischen Katechismus aufbewahrt. Nach dem obigen Titel ist anzunehmen, daß
dieses Büchlein von Manlius und vielleicht auch in dieser Zeit gedruckt wurde.
Heute kein Exemplar bekannt.
10.
Deutschkreutz 1601
ANDREADES, MICHAEL: TYROCINIVM ║ Artis Gramma-║TICES
ABSOLV-║TISSIMVM. ║ Hoc est ║ DE INFLEXIO-║NE QVATVOR
PARTI-║um Declinabilium libellus, illis qui ║ primum Latinitatis
vestibulum ingredi-║untur, per quam vtilissimus longè-║que
venustissimus, nunc pri-║mùm ex varijs col-║lectus ║
per ║ MICHAELEM ANDREADEN ║ Liptouien. Frontisterij
Che-║preghiani Rectorem. ║
ANNO ║ SeD LIbera nos a MaLo. ║ (Kerezturii 1601 Manlius.)
8° 2 ungez. 85 + ? gez. Bl. –
Abb. 8.
British Museum General Catalogue of Printed Books. Vol.
5. London 1965. col. 151; RMNy 875A.
Das Bruchstück des British Museums wurde ebenfalls aus Einbanddecken
herausgelöst. Das typographische Material weist eindeutig auf Manlius hin. Es
wurde angenommen, daß diese lateinische Grammatik in Oedenburg (in der nächsten
Stadt von Csepreg) erschien. Das wurde dann in dem Londoner Katalog zu
„Oldenburg” verlesen.
Unikat in der British Library (London).
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11.
Deutschkreutz 1598-1608? (Evangéliumok és epistolák. Keresztur?
1598-1608? Manlius?) (Evangelien und Episteln.)
12° 144 + ? ungez. Bl. RMNy 900.
– Abb. 9.
Ein Bruchstück eines Perikopenbuches, das gewiß aus der Druckerei von Manlius
stammt, befindet sich in der Ungarischen Nationalbibliothek. Das Bruchstück war
mit keiner bekannten Ausgabe des ungarischen Perikopenbuches zu identifizieren.
Eine genauere Zeit- bzw. Ortsbestimmung ist noch durchzuführen.
Das einzige Bruchstück in der Széchényi Bibliothek in Budapest.
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12.
Deutschkreutz 1603
(Kalendárium és prognosztikon az 1604. esztendõre. Keresztur 1603 Manlius.)
[Kalender und Prognosticon auf 1604.]
8° 26 + ? ungez. Bl. – Abb.
10.
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1972. 186–188; RMNy 903.
Den ungarischen Kalender in Oktavformat druckte Manlius schon 16. Jahrhunderts.
Es ist unsicher, ob er im Laufe seiner vielen Übersiedlungen eine komplette
Serie davon – also in jedem Jahr einen Kalender – hergestellt hat. Sein
Kalender für das Jahr 1604 ist aber in Bruchstücken erhalten geblieben.
4 Bruchstücke im Stadtarchiv in Sopron (Ödenburg).
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13.
Deutschkreutz 1604
(Kalendárium és prognosztikon az 1605. esztendõre. Keresztur 1604 Manlius.)
(Kalender und Prognosticon auf 1605.)
8° 50 ungez. Bl.
– Abb. 11.
RMNy 911.
Ein einziges Doppelblatt ist von diesem Kalender erhalten geblieben.
Dieser Kalender wird im bereits in Druck befindlichen zweiten Band der neuen
retrospektiven ungarischen Nationalbibliographie (RMNy) unter den ungarländischen
Druckwerken zwischen 1601 und 1635 beschrieben. In meinem jetzigen Aufsatz gebe
ich deshalb die dortige Nummer an.
Fragment in der Széchényi Bibliothek in Budapest.
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14.
Deutschkreutz 1613
CALENDARIVM ║ Az az: ║ AZ EZER HAT ║ SZAZ TIZENNEGIE DIK
║ ESZTENDÕ NAPIANAK SZÁM ║ lalasa az közönseges practicaval
A-║spectusokkal, Planetaknak foliasival ║ es az eghi felekben Valo
be le-║pesekkel egyetemben mely ║ urasodik Bissextilis utan. ║
AZ CRAKAI ACADE-║mianak Professora Bemard Doctor es fõ ║
Astrologusnak irasabol Magyarra ║ forditattot. ║ NYOMTATATTOT
KEREZ-║turat Farkas Imre altal. [Kalender für das Jahr 1614 … Aus der
Schrift des Professors Doktor Bernard, Hauptastrologen der Krakauer Akademie,
ins magyarische übersetzt. Gedruckt in Deutschkreutz von Emmerich Farkas.]
8° 45 ungez. Bl.
– Abb. 12.
Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve1959. 181; RMNy 1055.
Farkas hat die Offizin von Manlius übernommen, aber erst ab 1608. Das früheste
Druckwerk von ihm ist der ungarische Kalender für 1609 (Semmelweis 1.). Auch für
das Jahr 1611 (Semmelweis 3.) ist einer bekannt. So kann man annehmen, dala
Farkas auch für 1610 einen ungarischen Kalender druckte (RMNy 981). Bruchstücke
eines Kalenders für 1614 tauchten unlängst auf. So scheint es begründet zu
sein, wenn man einen Kalender von Farkas auch für 1612 (RMNy 1020) und für
1613 (RMNy 1036) annimmt.
Bruchstücke in der Széchényi Bibliothek in Budapest und in der Matica
Slovenska in Martin.
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15.
Deutschkreutz 1615
(Kalendárium és prognosztikon az 1616. esztendõre. Keresztur 1615 Farkas.)
[Kalender und Prognosticon auf 1616.]
8° 46 ungez. Bl.
– Abb.13.
RMNy 1089.
Der Bogen „F” wurde in der letzten Zeit aus Einbanddecken herausgelöst. Das
bekräftigt die Vermutung, daß Farkas auch für 1615 einen ungarischen Kalender
druckte (RMNy 1071).
Mehrere Bruchstücke in der Széchényi Bibliothek in Budapest.
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Für 1617 (Semmelweis 14; RMNy 1113), für 1618 (Semmelweis 17; RMNy 1137) und für 1619 (Semmelweis 18; RMNy 1161) waren ungarische Kalender aus Deutschkreutz schon früher bekannt. Nun tauchte das Titelblatt, das früher nicht genau beschrieben war, sowohl für 1617 als auch für 1619 auf. Auch das Titelblatt des unter Nr. 11 von Semmelweis beschriebenen Werkes (RMNy 1090) können wir mit den zwei erwähnten Kalendern nun zum ersten Mal reproduzieren (Abb. 6, 7, 8.).
Es ist kaum daran zu zweifeln, daB Farkas seinen ungarischen Kalender auch für 1620 herstellte (RMNy 1183), als seine Druckerei noch in Betrieb war. Im Jahre 1620 kam noch eine lutherische Agende, die man früher auf 1612 datierte (Semmelweis 6), aus seiner Presse (RMNy 1221). Das bis heute einzige gedruckte Titelblatt ist eben beim Ende der Jahreszahl beschädigt, doch ist diese eher für 1620 als 1612 zu lesen.
Die vielen Bruchstücke, die in der letzten Zeit bestimmt wurden, bekräftigen die Vermutung, dala Farkas die ungarischen Kalender in der Zeit seiner typographischen Tätigkeit in Deutschkreutz laufend druckte.
Mit Hilfe der mit zielbewußter Arbeit ans Tageslicht gebrachten Makulatur von Manlius war es möglich, den Umfang von zwei bisher nur aus lückenhaften Exemplaren bekannten Manlius-Werken etwas genauer zu bestimmen. Das Lied von Nikolaus Gabelmann (Eberau 1588 – Semmelweis 20) hatte etwa 56 ungezählte Blätter (Magyar Könyvszemle 1976. 287).
Die ungarische Übersetzung der Geschichte von Eurialus und Lukrezia (Deutschschützen? 1592 – Semmelweis 35) besaß 52 ungezählte Blätter (Magyar Könyvszemle 1976. 287).
16.
Wimpassing 1595
Warhafftige Bildnuß ║ Eines Gesichts so ei-║nem Österreichischen
FreyHerrn ║ Anno 63. den 17. Junü, bey der Haubtstatt ║ Clagenfurt
in Kärndten am Himmel erschinen, welcher ║ damals von Kayser Ferdinand
seligister gedächtnuß in ║ Steyer, Kärndten urad Crain, geschickt
worden, an ║ stat der Fürstlichen Durchl: Ertzhertzog Carls höchst-║ernenter
Kay: May: Sohn, die huldigung von ║ obgedachten Landtschafften ║
auffzunemmen. ║ Gedruckt zu Wimpaissing ara der Leytta in ║ Vngarn
im Newen Barfusser Closter bey vnser lieben ║ Frawen, in der Graffschafft
Hornstein ║ Anno M.D.XCV.
4° 8 ungez. Bl. und 1 Taf. – Fraktur.
– Abb. 14.
Magyar Könyvszemle 1980. 178–185
= RMNy S 767A.
Der Bericht enthält viele neue Informationen über die Gründung des
Klosters von Wimpassing. Das unlängst erkannte Druckwerk füllt gewissermaßen
die frühere Lücke zwischen den Druckwerken von Wimpassing aus den Jahren 1593
und 1599. Das Druckwerk ist mit einem Holzschnitt von 216x157 mm Größe geschmückt.
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17.
Güssing 1617
PATHAI ISTVÁN: AZ HELVETI-║AI CONFESSION ║ való Köröztyén
Praedi-║kátoroknak Dunán innen, az egy ║ házi szolgálatban való
rend tartá-║sokrol irattatot Könij-║vechke. ║ PATHAI ISTVAN
WEZPREMI PRAEDIKA-║tor es Superintendens altal. ║ … ║ (Németujvár)
M.DC.XVII. (Bernhard.)
[Büchlein geschrieben von Stephan Pathai, Prediger und Superintendent aus Weßprim,
über die Ordnung im Kirchendienst der christlichen Prediger helvetischer
Konfession in Transdanubien(!).]
8° 55 ungez. Bl.
– Abb. 15.
Magyar Könyvszemle 1979. 308-309; RMNy 1143A.
Ein Exemplar dieses Druckwerks tauchte unlängst in Debrecen auf. Das
typographische Material weist eindeutig auf die Offizin von Bernhard in Güssing
hin. Dadurch kann man den Beginn der Tätigkeit dieser Druckerei um zwei Jahre
vorverlegen.
Unikat in der Universitätsbibliothek
in Debrecen.
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18.
Loretto 1672
DECRETA ║ A SACRA RIT: CON-║GREGATIONE ║ In Ordine ad Missam
& Divi-║num Officium. ║ Post Missalis ac Brev. Romani recogni-║tionem condita, ║
Ex Comment. in Rub. ejusdem ║ Missalis, ac Brev. à M.R.P.D. ║
Bartholomaeo Gavanto, Cleric. Regul. ║ S. Pauli, ejusdemque Sac. Congr.
Con-║sultore editis & in secunda editione Rom: recognitis &
locuple-║tatis. ║ Fideliter à ║ DOMINICO BELLO ║
Excerpta. II Et Superiorum licentia retusa. ║ Laurenti, apud
Davidem Kraus, ║ M.DC.LXXII.
12° 2 unbedr. und 46 bedr. Seiten.
Magyar Könyvszemle 1975, 203-207. –
Abb. 16.
Erst in den letzten Jahren ist diese Ausgabe ans Tageslicht gekommen. Die
Datierung verlängert die Lebensdauer der Druckerei von Loretto um zwei Jahre.
3 Exemplare in der Széchényi Bibliothek in Budapest.
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19.
Loretto 1672
MODUS ║ FRUCTUOSE ║
CELEBRANDI ║ MISSAM ║ Auctore ║ R.P. PETRO ║ JUSTINELLO,
║ Soc: IESU Theologo. ║ Auctus varijs exercitijs & modo ║
examinandi Conscientiam. ║ Item Sac: Congreg: Rituum ║ DECRETIS
║ Circa Regulas reformati Mis║salis ac Breviarij. ║ IHS
║ Dudum ante Monachij excusus, nunc ║ verò
de licentia Superiorum procuratione ║ cuiusdam F. P. huius Libelli devoti
║ reimpressus. ║ Lauróti apud Davidem Kraus, ║ Anno
M.DC.LXXII.
12° 6 unbedr. und 150 bedr. Seiten.
Magyar Könyvszemle 1975. 203-207 und 1979. 309.
– Abb. 17.
Das einzige Titelblatt kam mit einer Verspätung von einigen Jahren nach dem
Auftauchen der ersten Exemplare zum Vorschein. Das Büchlein ist ein Nachdruck
einer Münchener Ausgabe (höchstwahrscheinlich) aus dem Jahre 1648.
1 vollständiges und 2 unvollständige Exemplare in der Széchényi Bibliothek
in Budapest.
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Hier kann man vielleicht erwähnen, daß die von Semmelweis (unter Nr. 3.) Loretto zugeschriebene Ausgabe der „Synodi provincialis decreta anno MDCXI Tyrnaviae” in einer anderen Druckerei von Nádasdy in Pottendorf in Niederösterreich hergestellt wurde (Magyar Könyvszemle 1973. 238–239).
Gern möchte ich hoffen, dala die obigen kleinen Ergänzungen weitere Anregungen zur Fortsetzung der retrospektiven Landesbibliographie von Burgenland geben. Dazu wünschen wir Herrn Semmelweis ein langes Leben und vollkommene Gesundheit.
[1] Burgenländische Heimatblätter 1966. 183–189 – Magyar Könyvszemle 1966. 338–339.
[2] Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1970–1971. 301–321. Mit einer deutschsprachigen Zusammenfassung.
[3] Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1972. Budapest 1975. 165–203 und Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1973. Budapest 1976. 191-201. Beide mit deutschsprachiger Zusammenfassung.
[4] Semmelweis 9; Burgenländische Heimatblätter 1981. 19–20.
[5] Die Numerierung der Buchdrucker wurde der von Semmelweis a.a.O. gewählten angeglichen.